In der nicht-mehr-ganz-jüngeren Geschichte des Hardcore sind EARTH CRISIS sicherlich zu erwähnen, mit ihrer ersten EP 1992 hatten sie nicht mit der Schwemme an neuen Bands in diesem Bereich zu kämpfen, wie das in den letzten Jahren der Fall ist. Hat sich ihr Stil an einigen Stellen über die Zeit verändert, ist die grundsätzliche Botschaft, die die Band unter die Leute bringen will, doch gleich geblieben: Neben einer klaren Straight-Edge-Einstellung wird auch konsequent ein „Weckruf zu persönlichem Engagement und Verantwortung“ gestartet.
„Neutralize The Treat“ hat in sich konstante Themen, es geht um Selbstjustiz und um Bürgerwehr-Aktionen. Musikalisch bewegen wir uns klar im Hardcore, aber ohne Scheuklappen. Nach fast 20 Jahren völlig festgefahren und starrköpfig die exakt gleiche Musik zu machen, wäre auch dem Erfolg und dem persönlichen Weiterkommen der Musiker nicht zuträglich. Hier und da vernimmt man Einflüsse aus verschiedenen Teilen des Metal, auch wenn die im Promo-Text angesprochenen „slayeresken Riffs“ bei „The Eradicators“ vielleicht doch etwas zu hoch gegriffen sind. Man hat sich hier aber weder im Keller eingeschlossen, noch ist man blind anderen Trends hinterhergelaufen. Nach kurzem(!) Reinhören in die Anfangsscheiben der Band kann man bestätigen, dass die Band immer noch erkennbar ist. Die kurze Spielzeit der Scheibe wirkt sich auch auf die Länge der einzelnen Songs aus: durchschnittlich knapp um die 3 Minuten fliegen einem die (aggressiven und schneidenden) Riffs regelrecht um die Ohren. Dennoch machen die Refrains einen kurzen Zwischenstop, um dem Hörer noch mal einzuschärfen: „Vergiss uns nicht“. Das gelingt mal mehr („Counterstrike“) und mal weniger („Raze“) gut. Der Gesang ist durchgehend kräftig und sauber, aber auf die Dauer dann doch etwas eintönig.
FAZIT: „Ob man mit ihren Ansichten d’accord geht oder nicht – die Kraft ihrer Musik ist unbestreitbar“, heißt es im Promo-Text. Okay, ich teile die Einstellung zu Straight-Edge und Veganismus nicht und die dargestellten Selbstjustiz-Themen nur teilweise. Die Musik ist auch kraftvoll, absolut. Aber sticht eine Band nur deshalb deutlich hervor, weil sie einen nicht unerheblichen Einfluss auf die Szene hat(te)? Rein objektiv: Guter, solider Hardcore. Nicht mehr und nicht weniger.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 04.07.2011
Ian Edwards
Karl Buechner
Scott Crouse, Erick Edwards
Dennis Merrick
Century Media
30:10
01.07.2011