Das vermeintliche Weltraum-Flair entschuldigt im Bereich elektronischer Musik nicht selten den ephemeren Charakter des Erzeugten - sprich: Nur Genrespezialisten erhalten Zugang zu den allzu luftigen und zu wenig musikalischen Sounds. Diese Wiederaufbereitung eines im weiteren Rock-Kontext übersehenen EBERHARD-SCHOENER-Klassikers beweist, dass es auch anders funktioniert.
Die drei Polizisten Copeland, Summers und vor allem Sting prägen Flashback" immens, wobei "Trans-AM" gleich ein veritabler Hit geworden ist. "Why Don't You Answer" pluckert hypnotisch mit Sprechgesang dahin, und für "Only the wind" hat Sting Helium inhaliert, wie er es heuer leider viel zu selten und ohne Tritt in den Hintern tut. Der Song schwingt sich zwischendurch zum Proto-Techno auf, um am Ende den Status Quo wiederherzustellen - hat durchaus etwas von YES ohne oberlehrerhaftes Gemucke. "Powerslide" begeistert mit eingängigem Melodiemotiv, und mit dem Titeltrack zischt SCHOENER gen Weltraum ab. Vieles auf "Flashback" mag Monsieur Sumner durchaus für seine Soloausflüge inspiriert haben - gerade was den grenzenlosen Umgang mit Musikkulturen betrifft, etwa beim Schulterschluss mit östlichen Künstlerkreisen. Allerdings bietet SCHOENER keinen vergleichbaren, allzu glatten, weil kommerziellen Mehr- oder je nach Präferenz Minderwert; Prog-Affine dürfen "Flashback" also ebenfalls durchaus "wieder)entdecken.
Die Münchner Kammeroper orchestriert den "Epilogue" und führt auch weite Teile des zweiten Kernstückes "From the Old World" an, beispielsweise "Loreley". "Magma" macht sich dagegen nahezu gänzlich elektronisch soundtrackig aus. Der Bonus-Remix von "Why Don't You Answer" für die Tanzflächen ist allerdings eher etwas für die Disco-Fraktion von vor mindestens 20 Jahren.
FAZIT: "Flashback" stellt wahrscheinlich eines der zugängigsten Werke des Ambient-Vorreiters EBERHARD SCHOENER dar. Insbesondere die Tracks unter dem Titel "From the New World" dürften Rockfans Begeistern, während der zweite Teil des Konzepts nicht nur Elektroniker verzückt, sondern auch abseits des Soundprozessors kompositorisch besticht. Keine Hintergrundbeschallung …
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 22.02.2011
Bass
Sting
Andy Summers, Hansi Stroer
Eberhard Schoener, Hansi Stroer
Stuart Copeland
Olaf Kübler (sax)
MIG (Made In Germany) Music
45:41
25.02.2011