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Eden weint im Grab: Geysterstunde I

Stil: Gothic / Dark Metal

Cover: Eden weint im Grab: Geysterstunde I

Zu den ungewöhnlicheren Formationen hierzulande zählen sicherlich EDEN WEINT IM GRAB. Die Band um Mastermind Alexander Paul Blake bzw. er selber hat ein außergewöhnliches Talent darin, schaurig-schöne Geschichten in den Songs zu erzählen und so avanciert auch das vierte Album "Geysterstunde I" zu einem kleinen bisschen Horrorschau.

Es dauert nur wenige Sekunden, dann macht man aber schon die erste Veränderung zum Vorgänger "Der Herbst des Einsamen" aus, denn auf dem neuen Album kommen wieder Gitarren und allgemein ein metallisches Instrumentarium zum Zuge, während zuvor düstere Ambient-Soundcollagen mit Hörspielcharakter vorherrschten. Angesichts der Tatsache, dass das düster-metallische Gewand, das oft Doom-Charakter hat, aber auch dezente Verweise in Richtung Black und Death Metal bietet, jedoch recht simpel gehalten ist, muss man das nicht zwingend bevorzugen. Auch ist die Produktion dieser Elemente nicht sehr homogen, während die Gitarren leicht schrammelig ertönen, klingt das Schlagzeug zum einen künstlich, zum anderen aber auch losgelöst aus dem Gesamtsound. Besser sieht es da beim Gesang aus, je nach Charakter des Songs singt Blake mit krächzender Black Metal-Stimme oder mit tiefer Gothic-Stimme, aber auch ein geheimnisvolles Flüstern hat seinen Platz. Dass bei "Tango Mortis" ex-DEPRESSIVE AGE-Sänger Jan Lubitzki mit von der Partie ist, fällt indes nicht weiter auf. Insgesamt erinnert die musikalische Begleitung an eine Mischung aus THE VISION BLEAK und EISREGEN, nur nicht ganz so kompetent umgesetzt.

Zum Glück gibt es dann aber auch noch die Texte, die das wirkliche Highlight auf "Geysterstunde I" darstellen. Auf dem Vorgänger wurden noch Gedichte von Georg Trakl vertont, auf dem neuen Album sind es eigene Geschichten. Und denen lauscht man wirklich gebannt. Wunderbar morbide, den Tod stets ins Blickfeld ziehend und mit großartiger Bildhaftigkeit sind die Texte inszeniert und fesseln von der ersten Sekunde an. Wenn der dazugehörige Song dann auch noch im Walzertakt ("Moritat des Leierkastenmanns", "Die Knochenmühle) übers Parkett fegt oder schräge Jahrmarktsmusik ("Gespenster-Revue im Theater Obszön") erklingt, ist der wohlige Schauer vorprogrammiert. Grausig wird es gar, wenn bei "Die Knochenmühle" die ganze Zeit über das entsprechende mahlende Geräusch ertönt. Jeder der 15 Songs hat seinen eigenen, meist sehr starken Charakter und man ist schnell in der Lage, sich an die Details zu erinnern. Und so wird diese Geisterstunde trotz der Spielzeit von mehr als 60 Minuten nie langweilig, sondern füttert die Fantasie mit düsteren Geschichten und besonderer Atmosphäre.

FAZIT: Wäre die metallische Hintergrundmusik noch besser geraten, hätte es hier mehr als elf Punkte gegeben. Die reichen jedoch immer noch aus, um auf unserer Seite einen Albumtipp für "Geysterstunde I" zu bekommen. EDEN WEINT IM GRAB sind sicherlich nicht jedermanns Sache, erschaffen auf ihre eigene Art und Weise aber hübsch-morbide Tonkunst.

Punkte: 11/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 07.07.2011

Tracklist

  1. Geysterstunde
  2. Moritat des Leierkastenmanns
  3. Armee der Wiedergänger
  4. Die Knochenmühle
  5. Ein Requiem in Sepia
  6. Feuer-Inferno (Vision Swedenborgs 1759)
  7. Nautilus
  8. Der Galgenvogel
  9. Gespenster-Revue im Theater Obszön
  10. Friedhof der Sterne
  11. Irrfahrt durchs Leichen-Labyrinth
  12. Taphephobie
  13. Tango Mortis
  14. Der Nachtalb – Eine finstere Heimsuchung
  15. Gang durch ein modriges Beinhaus

Besetzung

  • Bass

    Alexander Paul Blake

  • Gesang

    Alexander Paul Blake

  • Gitarre

    Alexander Paul Blake, Marco Eckstein, Andrei Alexandru, Michael Tamme

  • Keys

    Alexander Paul Blake

  • Schlagzeug

    Zeus X. Machina

Sonstiges

  • Label

    Danse Macabre / AL!VE AG

  • Spieldauer

    63:43

  • Erscheinungsdatum

    06.05.2011

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