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Wenn eine Metalband im Laufe ihrer Karriere ihren ursprünglichen musikalischen Fokus verändert, ist das zwar häufig ihrem persönlichen Erfolg nicht abträglich, viele Fans der ersten Stunde fühlen sich dadurch aber zurückgesetzt. Dieses Phänomen gilt auch für EDGUY, die als reinrassige Melodic-Speed-Band an den Start gingen, zuletzt aber Musik machten, die sie als Supportband für AEROSMITH oder die SCORPIONS qualifizierten.
Während die Verkaufszahlen stetig nach oben gingen, schauten Fans der ersten Stunde weitgehend enttäuscht in die Röhre. Das, was Tobias Sammet und Co. zuletzt auf "Rocket Ride" und "Tinnitus Sanctus" fabrizierten, war jedenfalls reinrassiger – mancher würde vermutlich eher "beliebiger" sagen – Hardrock und hatte mit Großtaten wie "Vain Glory Opera" oder "Mandrake" kaum noch etwas gemein.
"Age Of The Joker", das bereits neunte Studioalbum der Fuldaer, geht zumindest einen kleinen Schritt zurück in die eigene Vergangenheit. Zwar gibt es auch diesmal keine Doublebass-Hymnen, doch insgesamt agiert das Quartett wieder eine Spur kräftiger, eine ganze Ecke kerniger, um 100 Prozent zwingender. Und, ja, auch ein wenig metallischer.
Der etwas unglücklich gewählte Opener "Robin Hood" lässt hier und da den infantilen Humor Sammets durchscheinen und dürfte bei dem einen oder andern Nicht-Fan schwerstes Augenrollen hervorrufen, deutet aber schon die Richtung des Albums an: bis ins letzte Detail perfekt arrangiert, musikalisch abwechslungsreich, hymnisch im Refrain. Allerdings, lieber Tobias Sammet: Spoken Parts kannst du noch weniger als Joey de Maio.
Die Hitdichte auf "Age Of The Joker" ist wesentlich höher als auf den Vorgängeralben. "Nobody’s Hero" ist ein flotter Banger mit einer extrem rock’n’rolligen Gitarrenarbeit, "Rock Of Cashel" ein irisch/gälisch beeinflusstes Epos mit Anleihen bei THIN LIZZY und GARY MOORE. "Pandora’s Box" wiederum besticht mit lässigem Western-Feeling, "Breathe" (mit 80er-Jahre-Keyboard-Sounds) und "The Arcane Guild" sind die nächstmöglichen Annäherungen EDGUYs an alte Zeiten und hätten sich auch auf den letzten AVANTASIA-Alben gut gemacht.
"Two Out Of Seven" ist ein Sammet-typischer Hit mit spaßigem Hintergrund, "Behind The Gates Of Midnight World" ein atmosphärischer, leicht progressiv angehauchter Longtrack mit Verweisen auf QUEENSRYCHE oder SAVATAGE. Nahezu allen Tracks ist gemein, dass sie extrem eingängig sind, schon nach dem ersten Hören mitgesungen werden können, aber trotzdem auch nach dem 20. Hören nicht langweilig werden.
FAZIT: Die Kurve zeigt wieder nach oben bei EDGUY. Wie gewohnt, macht die Band nur und ausschließlich das, was sie will – und klingt, auch das schaffen nur die wenigsten, ausschließlich nach sich selbst. Daumen hoch!
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 13.08.2011
Tobias Exxel
Tobias Sammet
Dirk Sauer, Jens Ludwig
Felix Bohnke
Nuclear Blast / Warner
61:00
26.08.2011