Oh, "elektronische Gitarren" hört das Promoschreiben hier irgendwo … Das ist genauso vollkommener Stuss wie die Behauptung, ELANE hätten irgendetwas mit Metal zu tun.
Mensch, wo sind die überbordenden, dekadent riesig angelegten Konzeptalben abgeblieben? Man mag zu Schergen wie RHAPSODY oder den AVANTASIA-Schoten stehen wie man will - BLIND GUARDIANs "Nightfall In Middle Earth" indes muss man als Meilenstein anerkennen - beziehungsweise verächtlich die Nase vor zu Metall gewordenen Fantasy-Soundtracks rümpfen: Tatsache ist, dass sie alle der Materie gerecht werden, indem sie mit Hollywood-Ausmaßen annehmenden Arrangements hausieren gehen und keinen Superlativ unausgesprochen lassen, was den Wortschatz des akustisch Überkandidelten betrifft. Nun dichtet man ELANE etwas Progressives an, weil sie sich alledem verwehren und bewusst ruhig an ihre Musik herangehen. Das mutet recht dünkelhaft an, wenn man in Betracht zieht, dass "Arcane" - quasi der Soundtrack zum Schaffen des Romanschriftstellers Kai Meyer - kompositorisch nichts außerordentlich Überraschendes bietet. Vielmehr wildert die Combo im Folkloreschatz verschiedener Kulturen und ergeht sich damit in gefällig plätschernder Rollenspiel-Untermalung, wie man sie auch von den schwächeren LOREENA-MCKENNITT-Werken oder NIGHTWISH in ihren richtig kitschigen Momenten (haben die eigentlich auch nicht-kitschige?) erwartet. Klingt despektierlich, ist aber nicht einmal so gemeint.
Was fälschlicherweise geweckte Erwartungen alles anrichten können … Kraftmeier sollten um "Arcane" einen weiten Bogen machen, allein schon wegen der weitgehenden Abwesenheit kompakt eingängiger Tracks. ELANE schaffen eher ein ansprechendes Ambiente, zu welchem man wahlweise Würfeln, lesen oder als Falschkäufer eben einschlafen darf. Wer die neuen WITHIN TEMPTATION, EPICA und wie sie alle heißen erwartet, liegt falsch; wer seinen Kräutertee mit Klischee-Ethno und verhaltenen rockmusikalischen Elementen süßt, schluckt hier aber nicht schlecht.
FAZIT: ELANEs "Arcane" mundet Fantasy-Affinen sicherlich besser als dem Durchschnittsrocker, während astreine Folk-Fans von der Aalglätte der Band angewidert sein dürften. Ein zwischen-den-Stühlen-Ding? Nee - Nischenmucke eben, bei der Anspruch und Wirklichkeit allerdings noch nicht im ausgewogenen Verhältnis stehen.
Punkte: 7/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 18.02.2011
Skaldir
Joran Elane, Skaldir
Skaldir
Nico
Simon (strings)
Curzweyhl
54:34
15.02.2011