Diese Madrider sind seit 2002 aktiv und stellen hier ihr 2009 erschienenes Album zur Diskussion. Geboten wird zeitgenössischer Metal, der von allem viel bereitstellt und nichts so richtig sein will. Truppen wie MERCENARY fallen als Vergleich ein, doch ELDERDAWN erweisen sich an vielen Stellen als deutlich bessere Songwriter als ebenjene Dänen.
Nach recht harschem Beginn betören warme Orgeln und die etwas belegt klingende Stimme von Fronter The Maze - ein Kontrast, der sich weiterhin als bezeichnend für die Gruppe herausstellen wird, vor allem während der allzu bemüht tönenden Krächzpassagen im Anschluss auf oder Verbund mit sanften Tönen. Chorische Passagen gefallen da schon besser, zumal die Melodien stimmen. ELDERDAWN gerieren sich eingedenk mehr oder weniger zeitgenössisch synthetischer Elemente als moderne Prog-Metal-Band, was im langen Opener an allen Ecken und Enden offenbar wird: Die Gitarren fungieren häufig als unbewegliche Rhythmushacken, die zumindest nicht so oft im Boden stecken als bei andereren Bands, zumal die beiden ebenso wie ihre Spitze dämlich benannten Sechssaiten-Schrubber auch sehr gepflegte Solos und Leads draufhaben. Man verhebt sich während dieser fast zehn Minuten nicht, da eine klare dramaturgische Linie erkennbar ist, ganz zu schweigen vom Kern-Hook, das kaum nachdrücklicher tönen könnte.
"Passion" überzeugt dann mit einem herzlichen Refrain, und "Final Chapter" wäre ohne Keifen traditioneller Euro-Speed, der in diesem Fall dank der einigermaßen unfallfreien Übergänge zwischen den verschiedenen Gesangs-Klangfarben gelingt. Generell wirken die Keyboards von Produktionswegen her ein wenig ätzend und schlecht ins Gesamtbild eingebettet. In "My Own Torture" vermischen ELDERDAWN anscheinend gern BLIND GUARDIAN beziehungsweise QUEEN mit wie auch an anderer Stelle uninspiriert tönendem Geknüppel. Zu viele Köche …
Das Südländer einen Sinn fürs große Drama haben, bezeugt die Band mit "Nema, Empty Words", das vom Kompositorischen her genauso abfällt wie das folgende "Almost Human". Wie bei solchem Genre-Mischmasch fast schon zu erwarten, packt man immerzu gerne alles auf einmal in seine Stücke und schießt dabei übers Ziel hinaus. "Covenant of Last Awake" besticht immerhin mit einem bedächtigen Aufbau, der Anhang hingegen rauscht komplett am Ohr vorüber. "Lycantr-Hope" deutet als neuerlicher Hit an, dass ELDERDAWN pathetischen Keyboard-Metal ohne eklektischen Schachtelbau am besten beherrschen. In dieser Hinsicht ist klar, dass man das Glanzlich "Passion" am Ende gleich noch einmal in der Landessprache raushaut; klingt übrigens noch besser, weil natürlich vom Sprachduktus her. Die Musiker covern mittlerweile "Maniac" von Michael Sembello beziehungsweise "Zombie" von den CRANBERRIES (nein, Miss Jezebel Deva kommt im Metal-Bereich nicht zuerst damit an, wie sie neuerdings meint), was einiges über die geschmäcklerischen Dünkel der Combo aussagt.
FAZIT: ELDERDAWNs "Empty Words" lässt eine Menge nicht immer zwingende Musik entdecken und steht exemplarisch für einen im zeitgemäßen Metal mit zweifelhaftem Erfolg eingeschlagenen Weg, bei welchem man sich auf nichts festlegen will. Wer Prügelei, Sanftklang und große Gefühle im Verbund nicht scheut und schreiberische Unzulänglichkeiten hier und dort ausblenden kann, ist mit diesem Ding aber gut bedient; Reinheitsgebotler kriegen das Grausen.
Punkte: 8/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 22.07.2011
Commander
The Maze
Evilead, JJ Crack
M. Avila
Headcrusher
Santo Grial Records
59:32
06.12.2009