ENABLERS debütierten 2004 auf Neurot Recordings, haben aber nicht (mehr) sonderlich viel mit den Stammesbrüdern um Steve von Till zu tun. Bestenfalls ein wenig tribalistisches Trommeln sowie der einstweilig eher Texturen und Schwingungen ausbreitende als konkrete Songs zur Diskussion stellende Stil unterstellen das Kollektiv den Innovatoren aus ihrer friscoschen Nachbarschaft.
"Patton" eröffnet als sprechgesangliches, längeres Intro, denkt man sich, nur um im weiteren Verlauf eines Besseren belehrt zu werden, denn in solchen Sounds äußert sich das Klangkonzept der Gruppe generell. "Career-Minded Individual" wäre im Gegensatz dazu beinahe ein Singer-Songwriter-Folker, klänge Simonelli nicht so lakonisch, manchmal gar abweisend, obschon er manch Feinfühliges zu bekunden hat; speziell den Abschluss "A Poem For Heroes" darf man aufmerksam belauschen, was die karge Soundkulisse des Tracks auch nahelegt. "Morandi: Natura Morta #86" verbreitet akustische Leutseligkeit vom Wunderbarsten, wohingegen "No, Not Gently" etwas stärker aufbraust. Hier geht die Leadstimme ausnahmsweise ans Herz, wo der reservierte Charakter beziehungsweise die improvisatorischen Ansätze der Gruppe ansonsten eher abweisen. "Hard Love Seat" überzeugt den geduldigen Hörer am schnellsten mit Hinblick auf seinen spielerischen Einfallsreichtum und die Schlüssigkeit, mit der ENABLERS ihre Motive ausbreiten - mit angenehm kurzem Atem übrigens, wie die Spielzeit bereits verdeutlicht.
"Rue Girardon" ist zwar mitnichten Kunstrock für die Straßen von Montmartre, jedoch eins der melodischsten Erzeugnisse auf "Blown Realms & Stalled Explosions", einem übrigens treffend titulierten Album. ENABLERS gefallen damit Menschen, die das Innovationspotenzial der einstigen Freak City schätzen, jedoch weder mit Metal noch Hippie-Anmut etwas am Hut haben. Songs zum Mitträllern findet man in keinem Fall, sondern eine gewisse Punkigkeit, die einmal jemand als akustische Entsprechung eines wieder geöffenten, zerknüllten Papiers verglichen hat.
FAZIT: "Blown Realms & Stalled Explosions" ist losgelöst von stilistischen Einordnungen ein nicht für jedermann emotional eindringliches Album geworden. ENABLERS agieren distanziert, wiewohl nicht gefühllos, doch ihr abstrakter Sound zwischen progressivem Indierock und Weltuntergangsstimmung verbreitender Dringlichkeit bedarf einiger Einarbeitung.
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 15.04.2011
Kevin Thomson
Pete Simonelli
Joe Goldring, Kevin Thomson
Doug Scharin
Exile On Mainstream
40:29
15.04.2011