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Falconer: Armod

Stil: Folk Metal

Cover: Falconer: Armod

Da hat uns Stefan Weinerhall wohl ein wenig in die Irre geführt, oder wollte er womöglich die Erwartungen herunterschrauben? Denn vor der Veröffentlichung von „Armod” sprach er davon, dass sich FALCONER auf ihre Folk-Wurzeln besinnen und verstärkt akustische Instrumente einsetzen würden, und dass dies keinesfalls die neue Richtung der Band sei, sondern eine einmalige Angelegenheit. Nun legt man also in Erwartung eines “ganz anderen” Albums und vielleicht überwiegend ruhig und unplugged gehaltener Stücke die CD ein... und bekommt erst einmal ordentlich auf die Fresse. Das Highspeed-Geballer in „Svarta Änkan”, „Griftefrid ” (inklusive Blastbeats!) oder „Vid Rosornas Grav“ könnte auch vom mittlerweile zehn Jahre zurückliegenden Debüt stammen. Zwar gibt es auf dem aktuellen Album auch allerlei volkstümliche Melodien zu hören, Akustikgitarren, Streichinstrumente, Flöten und das ein oder andere Traditional, doch all dies war ja eigentlich schon immer Teil des FALCONER-Sounds, und die typischen, heftigen Riffs sind genauso vertreten. Auf schnellere Tracks folgen immer wieder ruhige oder getragene Nummern, doch auch diese werden meist mit kraftvollen Drumbeats und verzerrten Gitarren ausgestattet.

Unter dem Strich ergibt das eine runde Mischung, die durchaus als „reguläres" Album durchginge, wenn nicht die Texte komplett in Schwedisch gehalten wären. Obwohl die Stimmung eine ganz andere ist, fühlt man sich manchmal ein wenig an die legendäre „Sjunger Sigge Fürst"-EP von CANDLEMASS erinnert. Vielleicht ist es unfair, den stimmungsvollen, mittelalterlich angehauchten Folk Metal mit der Partymucke von damals zu vergleichen, aber die Aufnahmen der schwedischen Doom-Könige klangen deutlich unterhaltsamer, obwohl gleichermaßen in deren Muttersprache gehalten. Denn diese Songs konnte man trotz nicht vorhandener Sprachkenntnisse mitsingen (zumindest versuchte man es), während "Armod" weit weniger eingängig wirkt. Es ist sicher nicht einfach, Hooks zu finden, wenn man die Worte nicht versteht, aber das eigentliche Problem sind eher die Kompositionen an sich und vor allem deren Melodieführung. Zwar klingt alles stilistisch bedingt ziemlich schunkelig, aber diese magischen Gänsehautmomente, die man sich von FALCONER erhofft, sind sehr rar gesät und eigentlich nur in einigen ruhigen Passagen spürbar. Es ist schwierig, richtige Refrains auszumachen, und das liegt eben nicht nur an der verwendeten Sprache. Dies kann man schön an den Bonustracks nachvollziehen (vier Stücke des regulären Albums in englischen Versionen). Diese bieten zwar mehr Anhaltspunkte (manchmal hilft es ja schon, den Titel eindeutig im Text identifizieren zu können), aber von den Hymnen und großen Refrains der ersten beiden Alben oder auch „Northwind“ sind sie weit entfernt. Das ist der eigentliche Knackpunkt, der „Armod“ letztendlich doch zu einem „anderen“ FALCONER-Album macht. Es ist weniger der erhöhte Folk-Anteil, die Sprache, die eingesetzten Instrumente oder Arrangements, sondern viel mehr der Mangel an packenden Hits.

Auch Goldstimme Mathias Blad kann da nicht viel retten, singt die meiste Zeit recht tief und unspektakulär und verwendet kaum die sonst so markanten mehrstimmigen Harmonien. Stattdessen agiert er manchmal fast eher im Stile eines Liedermachers, der Gedichte zur Musik spricht. Zwar kann man beim wiederholten Durchhören praktisch alle Melodien mitpfeifen, ist man jedoch am Ende angelangt, vermag man sich kaum an einen Song zu erinnern.

Rein instrumental gesehen machen FALCONER eigentlich alles richtig, die Songs klingen abwechslungsreich und dynamisch und werden von mitreißenden Gitarren- und Schlagzeugeinsätzen geprägt. Besonders erwähnen muss man vor allem die hervorragenden Soli von Jimmy Hedlund, die nicht nur technisch überzeugen, sondern überaus geschmack- und gefühlvoll dargeboten werden. Auch die Produktion klingt schön druckvoll und keinesfalls weichgespült.

FAZIT: Trotz verstärkter Hinwendung zur Folklore ist „Armod“ musikalisch gesehen eigentlich ein recht typisches FALCONER-Album geworden. Viele Hörer hätten sicher von komplett englischen Lyrics profitiert und dadurch besser Zugang gefunden, wogegen ausgesprochene Liebhaber der schwedischen Sprache vielleicht noch ein, zwei Punkte hinzu addieren dürfen. Festzuhalten bleibt jedoch, dass „Armod“ im Vergleich zu den bisherigen Werken der Band weitaus weniger hymnisch und packend klingt und wirklich zündende Melodien Mangelware sind. Das Album klingt kraftvoll und energisch, aber es bleibt halt einfach kaum etwas hängen. Beim nächsten Mal würde ich mir wieder ein paar Songs des Kalibers „Royal Galley“, „The Clarion Call“ oder „Northwind“ wünschen (um nur mal einige wenige zu nennen).

Punkte: 9/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 08.06.2011

Tracklist

  1. Svarta Änkan
  2. Dimmornas Drottning
  3. Griftefrid
  4. O, Tysta Ensamhet
  5. Vid Rosornas Grav
  6. Grimborg
  7. Herr Peder Och Hans Syster
  8. Eklundapolskan
  9. Grimasch Om Morgonen
  10. Fru Silfver
  11. Gammal Fäbodpsalm
  12. Black Widow (Bonustrack)
  13. Grimborg (Bonustrack)
  14. By The Roses‘ Grave (Bonustrack)
  15. O, Silent Solitude (Bonustrack)

Besetzung

  • Bass

    Magnus Linhardt

  • Gesang

    Mathias Blad

  • Gitarre

    Stefan Weinerhall, Jimmy Hedlund

  • Keys

    Stefan Weinerhall

  • Schlagzeug

    Karsten Larsson

Sonstiges

  • Label

    Metal Blade Records

  • Spieldauer

    70:03

  • Erscheinungsdatum

    03.06.2011

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