Vratyas Vakyas, der Kopf hinter Falkenbach, ist ein seltsamer Mensch - zumindest kommt er in Interviews oft sehr introvertiert und eigenbrödlerisch daher. Befremdlich mag auch wirken, dass er sich im Grunde genommen ausschließlich mit seiner eigenen Musik beschäftigt und nach eigener Aussage kaum die Werke anderer Künstler hört. Doch war er auch Wegbereiter, denn als 1996 das erste Album "...En Their Medh Riki Fara..." erschien, war noch nicht abzusehen, dass Metal und nordische Folklore 15 Jahre später eine extrem beliebte Verbindung darstellen würden. Vor diesem Hintergrund klingt "Tiurida", das nunmehr fünfte Album von FALKENBACH nicht (mehr) außergewöhnlich, jedenfalls was den Stil angeht, dafür aber außergewöhnlich gut im Hinblick auf die Umsetzung.
Angesichts der traumhaften, stets nordisch wirkenden Melodien ist es immer wieder erstaunlich, dass dahinter jemand aus Düsseldorf steckt. Auch auf "Tiurida" wirkt die Verbindung von epischem Metal, der zumeist im Midtempo gehalten ist, folkloristischen Instrumenten und den entsprechenden Harmonien dermaßen authentisch skandinavisch, dass die Gedanken schnell auf die Reise gen Norden gehen. Gemeinsam mit den Sessionmusikern der luxemburgischen Band LE GRAND GUIGNOL (vormals VINDSVAL) sowie Basser Alboin von GEÏST bzw. EÏS hat Vratyas Vakyas erneut ein Album erschaffen, dass man durchaus in gewisser Hinsicht als kitschig empfinden kann. Wenn man aber Gefallen an derart hymnischen Melodien hat, so wird man völlig hingerissen sein - selbst wenn man nicht unbedingt ein bedingungsloser Verfechter des Genres ist.
Das muss man aber auch nicht sein, denn wo heutzutage musizierende Möchtegern-Wikinger in Scharen über Publikum und Presse herfallen, fällt es nicht schwer, diese Spreu vom FALKENBACH'schen Weizen zu trennen. Wenn nämlich ein Song wie "... Where His Ravens Fly..." nach drei Minuten mit mehrstimmigen Gesängen auftrumpft, dann kann man nur ehrfürchtig und andächtig lauschen. Und dieses Erleben zieht sich über die unepisch kurze Spielzeit von 40 Minuten, sei es in härteren Songs wie "Time Between Dog And Wolf" oder "In Flames" oder in folkigeren Titeln wie dem instrumentalen "Tanfana" oder dem abschließenden "Sunnavend". Man kommt zwar nicht umher, die Schunkeltauglichkeit einiger Passagen zu registrieren und ein insgesamt eher geringes Maß an schwarzmetallischer Härte auszumachen, aber das muss man wiederum nicht als Makel verstanden wissen - wobei man das natürlich auch anders sehen darf.
FAZIT: Vratyas Vakyas demonstriert wie man es macht und legt ein Album vor, dass mit nordischer Schönheit verzaubert, allerdings aus Gründen des Zeitdrucks etwas zu kurz geraten ist.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 13.02.2011
Alboin
Vratyas Vakyas, Tyrann
Vratyas Vakyas, Hagalaz
Hagalaz
Boltthorn
Napalm Records
40:19
28.01.2011