FATAL FUSION heißt die Band, stammt aus Norwegen, nennt ihr Debütalbum „Land Of The Sun“ - da liegt der Verdacht nahe, dass AL DiMEOLA und sein Jazzrock-Klassiker „Land Of The Midnight Sun“ Pate stand. Die ersten Minuten des eröffnenden Titelsongs scheinen diesen Verdacht auch zu nähren. Doch dann: Nichts ist mit flitzefingerigem Fusion-Sound.
Obwohl es durchaus kleine Flirts mit Jazz gibt, steht das Album der Norweger im vollen Licht des symphonischen Progressive-Rocks. Mit einigen Eigenheiten. Zum einen steigt der Härtegrad gelegentlich milde an, dann klingt es nach entspannten DEEP PURPLE oder ATOMIC ROOSTER („Cry No More“, mit knapp vier Minuten das kürzeste Stück des Albums und besonders „Shot To The Ground“, das es ganz ordentlich krachen lässt). Hinzu gesellt sich orgeliger Blues, aufpolierter Krautrock, und ziemlich ungewöhnlich für eine Band aus dem hohen Norden: Exkurse Richtung Latin-Rock wie ihn SANTANA während seiner progressivsten Phase – so um "Moonflower" rum – gerne zelebrierte. Dann ist da noch Knut E. Grøntvedts rauchige Classic-Rock-Stimme; es kommt einiges zusammen, was FATAL FUSION unterm eigenen Banner recht geschickt vereint. Zusammenhalt bieten die Harmonieseligkeit, die fetten Orgel-, bzw. Keyboardsounds, der genießbare Satzgesang. Was insgesamt eine Kombination ergibt, die einem entschlackten FLOWER-KINGS-Ableger gut zu Gesicht stünde. Hans Lundin, insbesondere KAIPA, aber auch der SWEDISH FAMILY müsste „Land Of the Sun“ ausgesprochen gut gefallen. Und ob der gebotenen abwechslungsreichen Akzente sogar Anreize für die Zukunft bieten. Dass diese tief in der Vergangenheit ihren Ursprung hat, dürfte ja mittlerweile klar sein.
FAZIT: Ein viertelstündiges Instrumental zum Schluss, das nicht in solistische Eskapaden entgleitet, keinen New-Age-Schmonzes bietet und keine spieltechnischen Extravaganzen zur Schau stellen muss. Ein Song, der wie das ganze Album ist: freundlich, kompetent eingespielt, nicht hochkomplex, ein bisschen gemütlich-verträumt, ein bisschen fordernd und ein wenig „Solar-Music“-Flair. Kann live bestimmt länger dauern. Schönes Album mit vielfältigen Eigenheiten, dem man seinen Hang zu Glätte und nostalgischer Euphorie gerne nachsieht.
Das blutige Cover (mäßig begabter Kunst-Leistungskurs-Teilnehmer thematisiert das Ergebnis der Schandtaten der Konquistadoren) passt selbst als Kontrapunkt nicht so richtig zum musikalischen Inhalt des Albums.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 10.05.2011
Lasse Lie
Knut Erik Grøntvedt
Stig Selnes
Erlend Engebretsen
Audun Engebretsen
Eigenproduktion
63:43
10.11.2010