Schon etwas älter ist FIBREs Debüt, doch Timezone Distribution sorgen nun für eine weltweite Veröffentlichung. Davon dürfen sich Fans deutscher Indie-Größen (der Blick schweift gen Koblenz) wie unverbindlich rockender Ausländer der unpathetischen Art gleichermaßen anstprechen lassen.
"Life As I Know It" ist ein Hit (Bombenrefrain) mit Bassbefeuerung und coolen Handklatschern. "Last Stop" kommt ähnlich eingängig und zum Arschwackeln geeignet daher, wirkt jedoch ein wenig zu bemüht auf ebendies gemünzt. "Down to the Bridges" berührt nichtsdestoweniger mit einem weiteren nicht mehr aus dem Kopf zu bekommenden Chorus und generell der starken Gesangsleistung des unstreitbaren Bandmittelpunktes Pascal. Wie auch anderswo lässt sich hierzu versonnen mit Studentenbrille abtanzen, aber nicht nur, denn für derlei Klischees musizieren FIBRE schlicht zu edel. Was zudem so ein kurzes Gitarrenlead vor der Zielgeraden so alles im Hörerherzen anrichten kann … "All the Sweet" spricht später ebenso den Bauch wie die Glieder an, tönt spannend mit verheißungsvoll minimalistischen Strophen, auf welche dann ein dicker Refrain folgt. "I know this band […] I like the sound but I think the smiles are fake" singen FIBRE einmal, und oh wie wenig sie sich selbst diesen Vorwurf machen müssen! Die Texte gehören gelesen, die Songs gehört, und das gilt wohl auch noch im nächsten Sommer nach den berühmten 15 Minuten Ruhm (die sie ohnehin leider nicht einfahren?)
Die Hannoveraner traben ähnlich anmutig durch die Landschaft wie ihr tierisches Pendant, so auch im hibbeligen "Curtains Down", einmal mehr mit fantasievoller Gitarrenarbeit und großen Melodien. Herrlich auch das "tsch" sowie die einstweiligen Pfeifer … Klaus-Meine-Tribut oder was? Wenn FIBRE "We must set this world on fire" singen, klingt dies nicht nach einem Lippenbekenntnis an die Rock-Stereotypen, sondern ernsthaft aufbegehrend. So unbeschwert wie in "She" würden die unheimlich langweilig gewordenen INCUBUS gerne wieder aufspielen, wonach "Fade" mit verhaltenem Geplucker und aufgekratztem Refrain überrascht wie begeistert. Interessant auch die rhythmische Beweglichkeit der Jungs; hört man im Alterna-Bereich seit eben den besten Werken der besagten Amerikaner kaum mehr. "Live Tonight" bekundet Lebenslust auf gänzlich unprotzige Weise mit realistischer Perspektive, wie nur besonnene Jungen Menschen sie haben können, nicht kopflose Hampelmänner, die sich gerade bei uns zu häufig medial aufdrängen. Nach 36 Minuten - und gern drücke ich hiermit fünf Euro ins Phrasenschwein - fühlt man sich bei FIBRE zur Repeat-Taste hingezogen.
FAZIT: Beeindruckend gefühlvolle, energische wie eingängige und toll gespielte Indie-Mucke bieten FIBRE, was immer ihr euch darunter vorstellen mögt. Der Rezensent übersetzt es für sich mit dem Besten aus DREDG und zärteren BLACKMAIL. Tolle Scheibe!
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 30.04.2011
René
Pascal
Stefan
Chris
Timezone
35:53
04.03.2011