Mit dem neunten Album "Warten auf Raketen" melden sich FLIEHENDE STÜRME zurück auf der Bildfläche. Die Band, die wie keine andere deutschen Punk und das, was man heutzutage als Postpunk bezeichnet, vermengt, präsentiert sich darauf gleichermaßen zeitlos, wie auch stilistisch so breit, wie es der Rahmen, den die Genres vorgeben, erlaubt. Dabei werden die eigenen Trademarks natürlich komplett beibehalten.
So sind die Texte bis auf wenige Ausnahmen auch auf "Warten auf Raketen" vor allem schwermütig, desillusioniert und tendenziell hoffnungslos. Da fallen das fast schon als romantisch zu wertende "Werk III" und das auch musikalisch etwas weniger düstere "Horizont", das eine aufkommende Altersmilde bei Frontmann Andreas Löhr vermuten lässt, ein wenig aus dem Rahmen. Demgegenüber stehen aber auch die typisch kummervollen Lyrics von Songs wie "Sterne" ("... wir werden vergessen wenn wir Sterne sind...") und "Stahl" ("... Kummer trinkt Alkohol..."), deutlich mehr auf der Punkschiene sind das aggressiv gesungene "Führerlos" und das mit ruppigen Gitarren ausgestattet "Netze" unterwegs, sowohl musikalisch, als auch textlich.
Im Vergleich zum 2008er-Album "Lunaire spielt mit dem Licht" (das folgende "Die Tiere schweigen" kenne ich noch nicht) wird den wavigen Synthies mehr Platz im Sound eingeräumt, was besonders im fast schon synthiepoppig pluckernden "Tiefe" auffällt. Und mit einem Song wie "Schatten" haben FLIEHENDE STÜRME sogar Chancen auf den Einsatz in der schwarzen Disko, denn mit seinem typischen Wave-Rhythmus und den an The Sisters Of Mercy-erinnernden Gitarren ist der coole Song überaus tanzbar geraten. Andreas Löhrs Gesang ist angesichts der Tatsache, dass er ja doch eher zur Musik passend singt, recht variabel geworden, was ebenfalls für ein gutes Maß ab Abwechslung sorgt.
FAZIT: Ohne krampfhaft an alten Standards festzuhalten, präsentieren sich FLIEHENDE STÜRME mit "Warten auf Raketen" gleichermaßen offen für neues, wie auch traditionsbewusst. Die Tristesse, die sich noch immer ausstrahlen, kann und wird nicht jedem gefallen, macht aber immer noch einen nicht unerheblichen Anteil des Reizes aus, den die Band ausübt.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 12.05.2011
Uwe Hubatschek
Andreas Löhr
Andreas Löhr
Jens Halbauer
Andreas Löhr, Jens Halbauer (Programming)
Alice in... / Broken Silence
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29.04.2011