Seit rund 30 Jahren sind die Wiener GALLOWS POLE aktiv – Asche auf mein Haupt, dass ich mit diesem Bandnamen bislang allerdings ausschließlich eine Power-Metal-Combo aus dem Ruhrpott assoziiert habe.
Anders als ihre (Ex-)Namensvettern haben sich diese GALLOWS POLE allerdings einem gänzlich anderen Sound verschrieben: Warmer, erdiger und stellenweise düsterer Classic Rock mit zahlreichen weiteren Einflüssen sind das Trademark des Quintetts, das vor allen Dingen mit zwei großen Pluspunkten auftrumpfen kann: Zum einen ist das die Stimme von Alois Martin Binder, die angenehm warm klingt, aber zu keiner Zeit kraftlos ist und hier und dort auch einen nachdrücklichen Ton annimmt. Und das sind zum anderen die oft perlenden Gitarren, die die „schwebende“ Stimmung dieser Scheibe perfekt herausstreichen, die aber auch mal satt braten können.
Musikalische Vorbilder sind sicherlich LED ZEPPELIN, NAZARETH, URIAH HEEP, vielleicht auch PRAYING MANTIS, vermischt mit einigen genrefremden Einflüssen – der auf den ersten Hör krude anmutende Mix aus Rock, Prog, Kraut, Psychedelic, Space und Blues erschließt sich allerdings mit jedem Hördurchgang mehr und mehr. Es dürfte kaum eine andere Band dieses Genres geben, die ihre stilistischen Grenzen so auslotet und doch stets im passenden Kontext bleibt: Düster-schleppend wie im Opener „Old Man Cry“, satt-stampfend wie im Titeltrack oder hypnotisch-melodisch wie in „Do You Remember“ – Stadionrock trifft hier auf die DIRE STRAITS. Freilich ohne jegliches kommerzielle Anbiedern.
FAZIT: „Waiting For The Mothership“ ist nicht leicht konsumierbar. Es braucht einige Durchgänge, ehe man das düster-verspielte Konzeptalbum versteht. Dann allerdings bohren GALLOWS POLE sich ganz tief in die Gehörgänge ein. Die reduzierte Produktion mit ihrer warmen Grundstimmung passt bestens zu der Musik - hier darf jedes Instrument noch so klingen, wie es klingen soll.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 18.09.2011
Alois Martin Binder
Alois Martin Binder, Elsko
Hannes Fusel Bartsch, Alois Martin Binder
Günther Steiner
Michael Haderer
Pure Rock Records
45:09
02.09.2011