GARY HUSBAND steckt als Jazzpianist und funky Drummer mutmaßlich weite Teile der auf diesen Seiten stattfindenden Bands musikalisch in den Sack, doch bekanntermaßen reichte gefälliges Handwerkzeugs in diesem Business noch nie, um sich einen großgedruckten Namen in den Annalen zu verdienen, geschweige denn mitzureißen. Wass bietet also dieser Spitzenmann auf seiner Soloscheibe - abgesehen von einem prominent besetzten Gästezimmer?
"Leave 'em On" - ein älterer Song in HUSBANDs Repertoire - hat Allan Holdsworth gleich mit seinem urtypisch synthetischen Stil annektiert, der sich auf den unter eigenem Namen gestemmten Scheiben des Barden jedoch weit interessanter ausmacht. Wie dem auch sei, vermag "Bedford Falls" in technischer Hinsicht genauso wenig den Atem zu rauben, doch das ist selbst im Fusion-Bereich heutzutage verpönt. In jedem Fall überzeug das expressionistische Tastengeflöte (Joe-Zawinul-Tribut?) in diesem angenehm zurückgenommenen Track. Für "Between the Sheets of Music" (oller Jan-Hammer-Nichthammer) liest das Ensemble tatsächlich zwischen den Zeilen, wenn man gediegen einsteigt und das Schulmeisterliche einstweilen beiseite lässt, nämlich zugunsten ZAPPA-esker Saitenartistik und endlich mal kernigem Getrommel abseits des soliden Groove-Fundaments: Erstes Highlight, weil klar strukturiert und auf einen Klimax hin gebürstet. "Yesternow" lässt sich anhand des Titels als Blues-Rückgriff interpretieren, ist aber faktisch natürlich nur eine kurze Reprise von MILES DAVIS. "Afterglow" tönt danach dem Namen zum Trotz eher nach Intro für eine Touristenbusfahrt durch Kalkutta, weshalb "Dreams In Blue" in seiner Spritzigkeit umso mehr überrascht. Über zehn Minuten lang haben der Bandleader und Gott John McLaughlin hier Zeit zum Abdrücken, was die Armaturen an Gefühlsknöpfen hergeben, wobei man schon einen Hang zum Muckertum an den Tag legen muss, um den Song, ja eigentlich das ganze Album zu genießen, aber das liegt in der Genrenatur begründet, nicht wahr?
"Ternerg Jam" schmatzt und funkt danach vergleichbar gründerjährig; "Bitches Brew" ohne Opium-Rauchschwaden wahrscheinlich. Der "Moon Song" zeigt Steve Hackett wiederum als in allen Stilen zum Wildern geneigtes Sternchen, und für diese relaxte Performance gehört ihm ein Orden ans Revers geheftet - oder doch HUSBAND selbst, weil er mit der Songreihenfolge Bestechendes mit Hinblick auf die Goutierbarkeit seines Tellers geleistet hat?
Nach kurzem Anschwellen ("Swell" - was sonst?) thront "The Maverick" über den Häuptern der Verallgemeinerer, die Fusion immer noch und teilweise natürlich auch gerechterweise mit ewigem Gedudel gleichsetzen, denn: Hier begeistern die Pausen und das ungemein ausdrucksvolle Gitarrenspiel nebst minimalistisch zweckmäßigem Bass. So cool zockte auch John Scofield auf seinem Fabelwerk "Überjam". Das Folgestück denkt diese Idee weiter, nämlich durch stringente Verdichtung der zunächst lichten Sounds. Ein bisschen flippig Fripp-ig hier, die Herren … Der "Alverstone Jam" dürfte dann alle verzücken, die auf eine neuerliche Zusammenkunft des Drummers mit LEVEL-42-Kollege Mark King gewartet haben: Slap-Pop-Anachronismus, mit dem man sich ein Eighties-Revival gefallen lässt.
FAZIT: GARY HUSBANDs zweiter "Allein"-Gang überzeugt als dynamisches Konstrukt verschiedener Stimmungen und Klangfarben, weshalb es sich ausdrücklich über das Fusion-Gernegroß-Genregros erhebt, und sowieso: Wer die alten MAHAVISHNU-Musiker noch einmal vereint hören möchte, sollte hier unbedingt reinhören - angenehm zweckmäßig trotz erwarteter Superlative, weniger "Dirty" also "Beautiful".
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 17.06.2011
Jimmy Johnson, Laurence Cottle, Steve Topping, Steve Price, Mark King, Livingstone Brown
John McLaughlin, Robin Trower, Steve Hackett, Allan Holdsworth
Jan Hammer, Gary Husband
Gary Husband
Jerry Goodman (violin)
Fenn Music
51:09
17.06.2011