Sie fügen zusammen, was gemeinhin nicht zusammen gehört. Die klirrende Kälte des Black Metal steht eigentlich im Widerspruch zur schwülen Hitze des Southern Rock, doch Gegensätze ziehen sich bekanntlich an. Schon auf dem Vorgängeralbum "Meet Us At The Southern Sign" gelang den französischen Black Metallern GLORIOR BELLI das Kunststück, die beiden Stile stimmig miteinander zu verbinden. Auf dem nunmehr vierten Album "The Great Southern Darkness" wird diese Symbiose zur beinahen Perfektion gebracht und so verschmelzen diese eigentlich unterschiedlichen Spielarten auf so beeindruckende Art zu einem neuen Ganzen, das so klingt, als hätte es schon immer so sein müssen.
Möglich wird dies unter anderem dadurch, dass das Riffing zum größeren Teil im doomigen Southern-Stil gehalten ist, reines Black-Metal-Riffing lugt nur gelegentlich hervor, dann aber umso wirkungsvoller. Wiederum schwarzmetallischer ist das rhythmische Fundament, denn man scheut sich keineswegs davor, das Riffing auch mal mit blastender Raserei zu unterlegen. Das passiert natürlich nicht die ganze Zeit, stattdessen wird die Geschwindigkeit immer wieder gekonnt variiert. Gesanglich gibt es meist garstiges Gekeife zu hören, lediglich bei zwei Songs (dem Titeltrack und dem abschließende "Horns In My Pathway") setzt J. eine whisky-getränkte klare Stimme ein.
Diese beiden Songs sind von der gleichen Machart und mit die auffälligsten auf dem Album, denn beide starten als reine Southern Rocker und wechseln erst im späten Verlauf in Black-Metal-Gefilde. Dabei entpuppt sich vor allem der Titeltrack als ganz großer Hit, der auch von etablierten Southern-Rock-Bands nicht besser hätte geschrieben werden können. Ähnlich gestaltet sich "They Call Me Black Devil", das doomig schwer pumpend startet und im weiteren Verlauf an Intensität zulegt, um im klassischen Black Metal zu gipfeln. Mit teilweise grandiosen Melodien ausgestattet, sind Songs wie das enorm leidenschaftliche "Negative Incarnate", das recht einfach gehaltene "Bring Down The Cosmic Scheme" sowie das mit melancholischem Unterton versehene "The Science Of Shifting" gute, aber nicht zu krasse Kontraste, die deutlich machen, dass trotz der unterschiedlichen Herangehensweisen in den einzelnen Songs eine gewisse Homogenität erhalten bleibt. In der zweiten Albumhälfte finden sich zwei Instrumentals, dabei erinnern die Riffs von "Per Nox Regna" an MORGOTH zu "Odium"-Zeiten, während "Chaos Manifested" fast schon leichtfüßig rockig startet und dann immer weiter in schwarze Raserei ausufert.
Bei der Produktion hat man Wert darauf gelegt, einerseits alle Instrumente sehr transparent erklingen zu lassen, gleichzeitig klingen die Gitarren aber auch verwaschen genug, um die schmierigen Riffs entsprechend in Szene zu setzen. Zu guter Letzt bricht "The Great Southern Darkness" aber auch mit erschlagender Brutalität über den Hörer herein, was dem hochklassigen Songmaterial die Krone aufsetzt. GLORIOR BELLI gelingt es auf einzigartige Weise, die Aggression des Black Metals mit der dunklen Schwere des Southern Rocks so zu vermengen, dass sich der Hörer im schwitzenden Fieberwahn wähnt.
FAZIT: GLORIOR BELLI gehen den eingeschlagenen Weg mit einer Konsequenz weiter, die zu hoffen man gewagt, aber nicht unbedingt auch erwartet hatte. Dabei sind die Songs selber nochmals eine ganze Klasse besser, als auf dem eh schon guten Vorgänger, weshalb "The Great Southern Darkness" jetzt schon als eines der Highlights des Jahres 2011 zu werten ist.
Punkte: 13/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 09.09.2011
J.
J.
G.
Metal Blade / Sony
48:08
23.09.2011