Vom Rücktritt zurückgetreten ist der norwegische GOTHMINISTER Bjørn Alexander Brem, der den ursprünglichen Gedanken, die Band nach dem dritten Album aufzulösen, offensichtlich verworfen hat. Das neue, vierte Parteiprogramm trägt den Titel "Anima Inferna" und offenbar ist man der Ansicht, man müsse fortan mit härterer Hand regieren. Zudem hat der GOTHMINISTER mit Sparen nichts am Hut, hier wird nämlich mächtig geklotzt und nicht gekleckert.
Mit jeder Menge theatralischer Düsternis, umgesetzt in dramatischen Chören, immer wieder einsetzendem Frauengesan und jeder Menge synthetischem Streicherbombast werden die Songs auf dem Album, die irgendwo zwischen knackigem Electro- bzw Gothic Rock und Dark Metal fungieren, dargeboten. Dabei werden vermeintliche Soundlöcher ziemlich gnadenlos von den Synthies und den symphonischen Elementen zugeklatscht, was schnell den Eindruck der Überfrachtung erweckt. Dies wird noch dadurch verstärkt, dass grundsätzlich eingängige Songs wie der Opener "Stonehenge" oder das düster-schleppende "Juggernaut" unnötig durch ausschweifende Instrumentalparts aufgeplustert werden. Besser macht man es beim künftigen Clubhit "Liar", elektronische gehaltene Strophen werden im guten Refrain mit typischen Rammstein-Riffs zu einer fein tanzbaren Nummer verbunden. Und wo wir gerade bei den Kehrversen sind: was anfangs noch recht gefällig ist, misslingt bei Songs wie dem Titeltrack "A.I. (Anima Inferna)" und dem erneut mit rammsteinigen Gitarren aufwartenden "The Beast" dann doch ziemlich. Coole Songs wie das erwähnte "Liar" oder auch die sicherlich nicht üblen "Juggernaut" und "616" finden sich lediglich in der ersten Albumhälfte, die zweite fällt deutlich ab.
Wenig auszusetzen gibt es an der Gesangsdarbietung, Frontmann Bjørn Alexander Brem singt mit tiefer Stimme, wechselt aber auch mal je nach Song die Stimmlage. Auffällig ist jedoch der seltsam unruhige Mix, denn immer mal wieder werden der Gesang, die Gitarren oder auch die Bombastelemente unvermittelt in den Vordergrund gestellt, was ein unharmonisches Soundbild zur Folge hat. Neil Kernon, der zuletzt Bands wie Cannibal Corspe und Nile produziert hat, war für GOTHMINISTER vielleicht nicht ganz der richtige Mann. Dessen Mitwirkung sorgt vermutlich auch dafür, dass man sich im Promozettel genötigt fühlt, "Anima Inferna" schwarzmetallische Härte zu attestieren, was völliger Unsinn ist. Mit Black Metal hat das hier überhaupt gar nichts zu tun und wenn das in irgendeinem Review des Albums erwähnt wird, ist es lediglich abgeschrieben und hat keinen Wahrheitsgehalt.
FAZIT: Der Versuch des GOTHMINISTERS, mehr in Richtung dunklem Metal zu agieren, ist nicht gerade von Erfolg gekrönt, weder in Sachen Songwriting, noch im Hinblick auf die Atmosphäre, für die ein bisschen zuviel mit der Bombastkelle ausgeteilt wird. "Anima Inferna" ist auf der einen Seite weder Fisch noch Fleisch, auf der anderen aber auch deutlich zuviel des Guten.
Punkte: 8/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 28.04.2011
Bjørn Alexander Brem
Glenn Nilsen
Tom Kalstad
Christian Svendsen
Danse Macabre / AL!VE AG
40:11
25.03.2011