Country, Songwriter, kommerziell - mit dieser Kategorisierung darf GREG TROOPER sich wohlfühlen, denn keines dieser Attribute gereicht ihm zu Schimpf und Schande.
Man lausche den zerbrechlichen Elegien "Might Be A Train" und "First True Love", die beherzt von verpassten Chancen sprechen und mit Schifferklavier wie warmer Orgel versehen für versonnene Momente sorgen. Die dürfen in dieser Ehrlichkeit gerne von Massen von Hörern aufgesorgen werden. Nun ist GREG TROOPER leider kein altersgrauer JOHNNY CASH oder VAN MORRISON - und "Upside-Down Town" kein "American Recordings" wie auch bar jeglicher Klassiker der Marke "All Along the Watchtower". Dafür kann der Mann besser singen als BOB DYLAN und wirkt gleichzeitig nicht weniger verschroben. Zudem besagt erwähnter Mangel nicht, dass die Songs dieser Platte nicht in Zukunft zu Standards werden könnten, was andererseits sowohl die Marktschwemme als auch der Indie-Status von Blue Rose nahezu unmöglich machen.
Dennoch würde Greg Trooper mit seinen lakonischen und von Herzen sprechenden Hymnen die Hörerschaft in einer nur theoretisch möglichen Welt der Gleichheit auf allen Ebenen im Sturm nehmen. Anspieltipp: "They Call Me Hank" - Gerade Texte wie dieser sind es, die den Betrachter aufmerksam verharren und in sich gehen lassen, ohne dass er genau weiß, wie ihm geschieht, weil die Worte ihn nicht direkt betreffen … oder doch? Kunst entsteht, wenn der einzelne andere mit für sich Persönlichem, für den Rest der Menschheit Abstraktem berühren kann.
FAZIT: "Upside-Down Town" ist ein schönes, intimes Album ohne Kitsch, das zwischen der schwachsinnigen Genrebezeichnung Adult Contemporary und den Stichworten Folk, Roots oder Liedermacher keine Konkurrenz zu scheuen braucht - und dabei die Jugend keineswegs ausschließt. Wir reden hier schließlich vom Anspruch der Zeitlosigkeit.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 02.02.2011
Greg Trooper
Greg Trooper
Blue Rose
47:23
25.02.2011