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Hackneyed: Carnival Cadavre

Stil: Death Metal

Cover: Hackneyed: Carnival Cadavre

Sie waren das wohl jüngste Pferd, das Nuclear Blast je im Stall hatten, als sie ihr Debütalbum "Death Prevails" veröffentlichten. Die Rede ist natürlich von den Abtsgmündener Death Metallern HACKNEYED, die mit "Carnival Cadavre" nun ihr drittes Langeisen vorstellen. Nach zwei Platten beim Branchenriesen stand nun ein Wechsel der Plattenfirma an und mit Lifeforce Records hat man zwar nun ein etwas kleineres, aber immer noch namhaftes Label im Rücken. Und mag es auch noch so abgedroschen klingen, dem angestiegenen Alter der Bandmitglieder entsprechend ist "Carnival Cadavre" auch ihr bisher reifstes Werk geworden.

Bis auf ein paar kurze Blastattacken sind die grindigen Einflüsse aus dem Sound von HACKNEYED weitestgehend verschwunden und insgesamt klingt der Fünfer etwas europäischer und weniger nach typischem US-Todesblei. Man geht eingängiger zu Werke, ohne dass die Songs allerdings zu simpel geraten wären, im Gegenteil. Innerhalb der elf Nummern zeigt man sich immer wieder variabel, auch was das Tempo angeht, versteht es aber auch, zahlreiche Widerhaken zu setzen, die dem Ohr auf- und gefallen. Die Songs sind allesamt gut strukturiert und immer wieder fährt man erfolgreiche Attacken auf die Nackenmuskulatur des Hörers. Ebenfalls ausgewogen ist das Verhältnis aus gelegentlichen melodischeren Elementen und wirkungsvollen Dissonanzen in den sauber gespielten Riffs. Die von Anfang an instrumententechnisch fitten Jungs haben ihre Fähigkeiten im Laufe der Zeit immer weiter ausgebaut und haben zudem in Sachen Effektivität ordentlich zugelegt.

Nach dem coolen Introsong mit makabren Kirmes-Sounds geht es mit dem satt groovenden "Bugging For Mercy" direkt in die Vollen, das mit modern quietschenden Gitarren aufwartende "Infinite Family" steht dem in nichts nach, hier zieht man das Tempo dann im Refrain leicht an. "Damn (You're Dead Again)" ist eine aggressiv-anspruchsvolle Walze, während "Maculate Conception" zu den schnelleren Songs des Albums zu zählen ist. "Coulrophobia" startet mit einem tonnenschweren Riff, wechselt aber unvermittelt in einen Blastpart. So weit, so gut, in der zweiten Albumhälfte drehen HACKNEYED aber dann erst richtig auf. "Circus Coccus Spirilly" ist trotz seines hakeligen Titels ein kleiner Hit, der auch live für Furore sorgen dürfte. Das düster-melodische "Magic Malignancy" ist ebenso ein Highlight auf "Carnival Cadavre" wie das mit einem zackigen Thrash-Riff ausgestattete "Feed The Lions". Zum Ende hin gibt es mit "Cure The Obscure" noch das melodischste Stück des Albums, bevor "Holy Slapstick" dem tödlichen Karneval ein Ende setzt.

Traditionalisten könnten sich am wuchtigen, klaren Sound stören, der sehr sauber geraten ist, ebenfalls dürften gelegentliche Effekte auf dem gut verständlichen, gutturalen Gesang, der auch ein paar Pig Squeals zu bieten hat, nicht jedermanns Sache sein. Wer sich aber daran nicht stört, bekommt ein zeitgemäßes Death-Metal-Album serviert, das in seiner stilistischen Ausprägung jedoch eher klassisch zu bezeichnen ist.

FAZIT: Mit "Carnival Cadavre" gelingt HACKNEYED ein starkes Album, das auf Anhieb zündet, aber nicht an einer geringen Halbwertszeit krankt. Weiter so!

Punkte: 11/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 23.08.2011

Tracklist

  1. Raze The Curtain
  2. Bugging For Mercy
  3. Infinite Family
  4. Damn (You're Dead Again)
  5. Maculate Conception
  6. Coulrophobia
  7. Circus Coccus Spirilly
  8. Magic Malignancy
  9. Feed The Lions
  10. Cure The Obscure
  11. Holy Slapstick

Besetzung

  • Bass

    Tini Wuttke

  • Gesang

    Philipp Mazal

  • Gitarre

    Juan Sierra, Devin Cox

  • Schlagzeug

    Tim Cox

Sonstiges

  • Label

    Lifeforce Records / Soulfood

  • Spieldauer

    41:31

  • Erscheinungsdatum

    19.08.2011

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