Muss man HAMMERFALL wirklich noch vorstellen? Ich gehe doch mal davon aus, dass jeder, der sich im Bereich (Power) Metal daheim fühlt, zumindest mal was von der Band gehört hat. Ob man sie jetzt mag oder nicht, nach 18 Jahren Bandbestehen und 8 Studioalben kann man ihnen eine gewisse Größe und Einfluss auf neuere Bands kaum absprechen. 2 Jahre nach dem letzten, kommerziell recht erfolgreichen Album präsentieren die Schweden nun „Infected“. Vorweg: Viel verändert hat sich an Sound und Herangehensweise nicht.
„Patient Zero“ steigt nach kurzer Zeit mit einem Countdown ein. Nach der „null“ habe ich eigentlich ein Blastgewitter erwartet, aber im Gegenteil: Der Song startet sehr verhalten und aufbauend. Daran ändert sich auch erstmal nicht sehr viel und ich beginne zu überlegen, ob HAMMERFALL auf „Infected“ tatsächlich das Tempo soweit heruntergeschraubt haben. Der C-Teil knallt dafür schnell los und beruhigt meine Nerven.
„Bang your head“ legt da gleich ganz anders los: Ja, so bin ich HAMMERFALL gewohnt. An Titel und Lyrics lässt sich schnell ablesen, um was es geht: Kopfschrauben, Menge anheizen. Altbewährtes Konzept und funktioniert immer noch hervorragend.
„One more time“ wartet im Ende zwar mit einer Überraschung auf, hat mich aber ansonsten eher gelangweilt.
„The Outlaw“ strotzt vor allen musikalischen Elementen, denen sich HAMMERFALL auch sonst gerne und oft bedienen. Dazu aus dem Promo-Text: „Den fünf Schweden ist es auf das Vortrefflichste gelungen, ihre Achtziger-Wurzeln und true-metallischen Aspekte der beiden ersten Alben mit einer frischen Note zu versehen, die auch moderne Einflüsse respektive die Hörgewohnheiten des 21. Jahrhunderts berücksichtigt.“ Ich würde zwar nicht unbedingt den Superlativ verwenden, kann es aber ansonsten bestätigen.
„Send me a sign“ stellt die obligatorische Ballade dar, hätte aber auch etwas kürzer funktioniert.
„Dia de los muertos“: Ich bin mir immer noch nicht sicher, ob ich die Textstelle „life is best enjoyed after death“ jetzt als tiefgründig und philosophisch oder als sinnfrei ansehen soll. Das lass ich aber mal so stehen, weil musikalisch haben wir hier einen weiteren kantenfreien Halsschrauber vor uns.
Der Intro-Riff von „I Refuse“ könne fast von AC/DC stammen, der restliche Song drückt mit sehr viel Gewicht aus dem Boxen. Parallelen zu dem im Promo-Text angesprochenen „Stechschritt RAMMSTEINscher Dimension“ habe ich dagegen nicht gefunden.
„666- the enemy within“ ist eins der harmloseren Stücke des Albums und ziemlich spurlos an mir vorbeigerauscht.
„Immortalized“: Stampf, stampf, stampf. Und das Ganze im Midtempo. Schöne Auflockerung und Zeit zum Durchatmen.
„Let’s get it on“: Die Lyrics wollen nicht unbedingt ernst genommen werden. Durch das treibende Riffing und die Melodiewechsel machen hier aber viel gut.
„Redemption“ setzt den Schlussstrich. Hier wurde sehr viel experimentiert und vermischt. Mein absoluter Favorit der Platte.
FAZIT: Never change a running system. HAMMERFALL liefern gewohnt technisch saubere Arbeit ab, Fans dürfen bedenkenlos zuschlagen. Wer sie vorher nicht mochte, wird sich von diesem Album wohl aber auch nicht „anstecken“ lassen.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 04.06.2011
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