Irgendwo an einem unbekannten Ort muss es wohl einen Markt für Klischees geben, wo dann Marktschreier an ihren Ständen Ware an den Mann bringen wollen: „Klischeeees! Hier zum halben Preis! Zugreifen!“ Die Norweger HARM haben bei ihrem letzten Einkauf wohl ihr komplettes Erspartes dort gelassen.
Die Kompromisslosigkeit und Geschwindigkeit, mit der das Trio rund 35 Minuten lospoltert, ist durchaus beeindruckend, und der variable Mix aus späten PROTECTOR, derberem Bay Area Thrash, DEFLESHED und alten THE HAUNTED on speed ist mitnichten übel, aber das stereotype Ganze bremst die Begeisterung recht bald aus: Eigene Ideen sind Mangelware, die Themen strotzen vor Trivialität, das Uarghl-Blut-Mord-Totschlag-Artwork ist lächerlich, und auf dem Pressebandfoto erleben wir eben wir ebenfalls das übliche aufgesetzte „Huaaa, wir sind die Bösen!“-Gepose.
Live ist das schön derbe Gekloppe bestimmt äußerst unterhaltsam und animiert mit Sicherheit auch zum Abbau überschüssiger körperlicher Energien, auf Konserve jedoch schlägt die Aktivität von anfänglichem Mitwippen so langsam in intensives Studieren der Nagelhäute oder exzessives Löcher-mit-dem-dicken-Onkel-in-den-Teppich-Popeln um.
FAZIT: Für Szene-Diehards vielleicht noch essentiell, doch ansonsten reichlich irrelevant. Weiß der Geier, warum die Band noch eine Bonus-DVD für nötig gehalten hat, denn die beiden Videoclip-Versionen zu „Demon“, deren Making-Of, Albumaufnahmen-Footage und die Bandfotos hätte man sich schenken können.
Punkte: 6/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 13.05.2011
Steffan Schulze
Steffen Schulze
Andreas Vågane
Øivind Vågane
Battlegod Productions
35:40 (CD), 20:00 (DVD)
15.04.2011