Die nicht abebben wollende Retro-Thrash-Welle bringt eine ganze Menge Ausschussware mit sich, und eine der wenigen Ausnahmen sind die in Denver ansässigen HAVOK, die auch auf ihrem zweiten Sägeblatt durch die Bank solide 80er-US-Kost abliefern. Das meist wieselflinke Gebretter, welches sich primär an den heftigeren Bay Area-Vertretern orientiert, kommt recht schnell auf den Punkt, zack, voll vor'n Kopp, doch man hört den Herrschaften ebenfalls an, dass sie sich gerne mal Hardcore reinpfeifen („No Amnesty“) oder göteborgischen Melodic-Kram im iPod rattern haben („D. O. A.“)
Was ein wenig stört, ist der fast schon zu saubere Sound – eine organischere Produktion würde „Time Is Up“ viel besser zu Gesicht stehen. Shouter David Sanchez kann ebenfalls ein ganz schöner Nervkeks sein, denn er meint es, besonders, wenn es in Richtung Screams geht, etwas zu gut: Stellt euch vor, ein Hobbit auf Ecstasy bekommt einen heftigen Tritt in die Weichteile. Etwas weniger Wiederkäuen von Traditionen täte HAVOK außerdem auch nicht schlecht getan, denn auf Dauer wird der Griff des Hörers nach Oldschool-Thrash aus der eigenen Plattensammlung wieder bei den Originalen enden.
FAZIT: „Time Is Up“ ist ein durchaus starkes Album, aber auch ein überwiegend gesichtsloses. Hierbei entsteht die Gefahr, dass die Halbwertszeit des Zehntrackers eher gering bleibt und die Staubschicht recht bald beachtliche Ausmaße annehmen könnte. Etwas mehr Mut zu Individualität, bitte!
Punkte: 8/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 22.03.2011
Jesse De Los Santos
David Sanchez, Jesse De Los Santos
Reece Scruggs, David Sanchez
Pete Webber
Candlelight Records
42:05
25.03.2011