Hossa! Wieso ist diese Band bislang an mir vorbeigerauscht, obwohl HEADSHOT schon 1996 ihr Debüt „Brian At Risk“ rausgeholzt haben? Seitdem brachten die Braunschweiger Thrasher drei weitere Alben auf den Markt, ehe Sänger Andi Bruer die Band verließ. Mit Daniela Karrer hat man diese Lücke allerdings nicht nur gefüllt, sondern die Frontfrau setzt eigene Akzente – und zwar so brachial, dass man sich beim ersten Durchgang von „Synchronicity“, dem fünften Album, unweigerlich fragt, ob hier nicht ein Mann am Mikro schreit.
Erstaunlich, mit welcher Intensität Dani ihre Lyrics herausbrüllt – Frau Karrer könnte glatt als Schwester von Mille Petrozza durchgehen. Und apropos KREATOR: So mancher Track auf „Synchronicity“ hätte auch auf einem der letzten Alben der Essener Thrashlegende landen können. Der Opener „Fallen From Grace“ beispielsweise, der unfassbare Gitarrenarbeit mit musikalischer Brutalität vereint.
Ohnehin gelingt HEADSHOT das, woran schon zahllose Bands zuvor gescheitert sind: Sie schaffen es mühelos, die auf den ersten Blick unvereinbaren Elemente „gnadenlose Härte“, „Technik“ und „Melodie“ zu kombinieren. Immer wieder lässt das Gitarrenduo Olaf Dannenberg und Henrik Osterloh die Kiefer des Rezensenten nach unten klappen – um nur eine Sekunde später wieder gnadenlos Vollgas zu geben. Wahnsinn! Ein ums andere Mal kommen im Gitarrenbereich Assoziationen mit dem letzten MACHINE-HEAD-Album „The Blackening“ auf, wobei HEADSHOT grundsätzlich deutlich mehr im klassischen Thrashbereich, also irgendwo in der Nähe von FORBIDDEN oder EXODUS angesiedelt sind. Aber die genialen Gitarrenmelodien – die würde auch ein Robb Flynn sicherlich nicht von der Bettkante stoßen.
FAZIT: Mal galoppierend, mal schleppend, mal düster, dabei stets heftig, anspruchsvoll und die Melodie im Hinterkopf und – HEADSHOT decken das gesamte Spektrum des Thrash Metals ab. Und das mit einer Qualität, die höchsten internationalen Ansprüchen genügt.
PS: Das Cover, Jungs und Mädels, das habt Ihr aber von den Tschechen CITRON geklaut, oder? Deren 87er Album „Radegast“ wartet jedenfalls mit einer Fotografie auf, die als Vorlage für HEADSHOTs Coverartwork gedient haben könnte.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 08.07.2011
Olaf Dannenberg, Stefan Stürmer (Live)
Daniela Karrer
Olaf Dannenberg, Henrik Osterloh
Till Hartmann
Firefield Records/Twilight
49:38
20.05.2011