Der Einstand von HEATHENDOM vor zweieinhalb Jahren war äußerst gelungen, und "Nescience" gehört weiterhin ganz sicher zu den besten Metalalben, die in den letzten Jahren aus Griechenland gekommen sind. Oder genauer gesagt, fällt mir abgesehen von den epischen BATTLEROAR auch insgesamt so auf Anhieb nichts Gleichwertiges aus der Hellenischen Republik ein (was in der derberen Knüppelabteilung dort so los ist, entzieht sich mangels Interesse meiner Sachkenntnis). Und dass das Quintett von Beginn an auch international ganz oben mitspielt, dafür ist "The Symbolist" jetzt nur ein weiterer, deutlicher Beleg.
"Endistancement By The Null Position" ist gleich wieder eine kraftvolle, ausdrucksstarke Nummer, wenn auch noch etwas zurückhaltend und letztlich nur der Vorbote einer detaillierten, abwechslungsreichen und fern vom Standard liegenden Power-Scheibe im Breitwandformat. Mit dem sechsminütigen "Alternate Sickness" werden die Rhythmen bereits vertrackter, und wenn man den noch ausgefeilteren, teilweise dem Thrash Metal nahen Titelsong hört, mag es merkwürdig anmuten, dass ich dem HEATHENDOM-Debüt neben der zweifelsfreien Power-Metal-Zuordnung auch das Doom-Etikett angeklebt habe. Aber alleine der dramatisch-düstere Gesang des vielseitigen Dimitris Koutsouvelis mit seinem beschwörenden Unterton bei Songs wie "My Obedience", der in seiner Ausdrucksstärke auch bei den epischen Doom-Größen CANDLEMASS und SOLITUDE AETURNUS eine mächtig gute Figur machen würde, rechtfertigt eben auch diese Stilbezeichnung. Und spätestens wenn es bei "Sanctified" und "The Concept Of Reason" getragener wird und erst recht bei "Prescience Of The End" ist die Sache dann wohl sowieso einleuchtend.
Die ganz großen Momente auf einer im Grunde schwächefreien Platte sind dann aber doch hauptsächlich in der Power-Metal-Abteilung zu finden. Das einmal mehr dramatische "Black Euphoria" etwa, mit seinen sakralen Orgelklängen und weiteren Klassik-Intermezzi inklusive Griegs 'Bergkönig' (SAVATAGE lassen grüßen), oder wenn die Verwandtschaft zu SANCTUARY und NEVERMORE (deren letztes Werk hier im Vorbeigehen weggeblasen wird) wie bei "Die Insane" speziell auch wieder durch den Gesang besonders stark rüberkommt. Und auch der bereits auf dem Debüt festgestellte Vergleich mit KING DIAMOND liegt des Öfteren weiterhin nahe - und zwar nicht nur beim Gesang, sondern auch wieder durch die Atmosphäre, die etwa bei der ausführlichen Schlussnummer "An Angel, A Demon And A Dying God" tatsächlich fast an die vertonten Gruselstorys des Dänen-Königs herankommt.
FAZIT: Anspruchsvoller Power Metal und mehr. "The Symbolist" ist genau so großartig wie sein Vorgänger. Das wieder sehr wuchtig produzierte Album ist kein Stück nach Schema F und nicht im geringsten offensichtlich. Der so häufig gewählte Hinweis auf das Wachstumspotenzial einer Scheibe passt auf den Zweitling der Griechen perfekt, denn hier gibt es keine sofortigen Ohrwürmer, dafür steigernde Begeisterung, wenn sich die Details mit jedem Durchgang weiter erschließen. Anders und besser als die (meisten) anderen.
Punkte: 13/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 09.03.2011
Yiannis "Blackclad" Moraitis
Dimitris Koutsouvelis
Lefteris "L.V." Vourliotis, Michail Vlavianos
George Tsinanis
Metal On Metal Records
53:15
07.02.2011