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Hellfire Society: Black-OP

Stil: EBM / Elektro-Rock

Cover: Hellfire Society: Black-OP

HELLFIRE SOCIETY haben angeblich den Gitarrenanteil hochgeschraubt und geben sich betont martialisch, wie der eigene Anspruch verdeutlich, den Soundtrack zum Kämpfen fabrizieren zu wollen. Der Rezensent kennt "The Angry Army"nicht, das Debüt der 2001 gegründeten Gruppe, und findet sie mit "Black-OP" im weiten Feld zwischen EBM und stumpfen Riffs.

"I Love You" marschiert - angesichts des Titels wider Erwarten - mit Sprechgesang im metallischen Stechschritt einher. David Gnozzis Gesang gerät nörgelig wie MARILYN MANSONs, wobei die Musik seiner Gesellschaft sich ohnehin bisweilen recht nahe am Frühwerk des amerikanischen Alien orientiert. Anderswo hat er es auch episch drauf, etwa im Titelsong, der ansonsten vom hittigsten in die Lauscher schlüpft, nicht zuletzt wegen der Shouts. Vorhersehbarkeit muss der Strippenzieher sich generell vorwerden lassen - beispielsweise auch, wenn er wie in "HFS" MTV-Hetze mit Selbstbeweihräucherung verquickt. Gnozzis Stakkatogesang zieht bei musikalisch gleichbleibendem Fundament auf Dauer niemandem die Wurst vom Teller; dann lieber so wie in "The Next Best Thing", einem Sklaventreiber mit schiebendem Ende.

Das stimmungs- wie unheilvolle, textfokussierte "Once Upon A Time", das recht intensiv zäh dahinfließt, ist ein ganz anderes Kaliber und beweist, dass es besser funktioniert, wenn man seine Ideenarmut im Riff-Departement nicht mit einem abgegriffenen Image kaschieren will. Weiteres Indiz dafür: "Burn It Away", vorwiegend akustisch und mit herzhaft nölender Stimme. HELLFIRE SOCIETY könnten ihre Wave-Einflüsse häufiger hervorkehren, statt mit "Too Loud" und seinem Schema-F-Rhythmusgeschiebe dumpf auf die Tanzflächen zu stieren. Andererseits glänzt man hier mit kurzen Leadpassagen und hymnischem Refrain, was den nüchternen Hörer in seiner Meinung spaltet, zumal der Finalsong dieses Niveau nicht hält. Zusätzliches Befremden: Wo trainiert dieser Mann seine Bauchmuskeln?

FAZIT: HELLFIRE SOCIETY reihen sich in die Elektro-Rockschau von KMFDM bis
ATARI TEENAGE RIOT ein, logischerweise jedoch ohne teutonische Note und vor allem nicht so dilettantisch wie letztere. Auch wenn Gitarren in erster Linie zur Pose und Hervorkehrung vermeintlich harter Attitüde dienen: Gern darf häufiger damit gearbeitet werden, so man sie nicht als pure Dickmacher einsetzt. Ansonsten steht "Black-OP" als Gesamtpaket inklusive Optik für den Affen im Nacken eines Genres: Gehabe versus Klangsubstanz. Der Gewinner? Einigen wir uns angesichts der Konsequenz dieser Künstler noch auf ein Unentschieden.

Punkte: 8/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 11.03.2011

Tracklist

  1. Face Down
  2. I Love You
  3. Black-OP
  4. The Choice
  5. HFS
  6. Once Upon A Time
  7. The Next Best Thing
  8. Burn It Away
  9. Too Loud
  10. Bad News

Besetzung

  • Bass

    Trauma

  • Gesang

    David Gnozzi

  • Gitarre

    AK-47, David Gnozzi

  • Keys

    David Gnozzi, C-4

Sonstiges

  • Label

    Danse Macabre

  • Spieldauer

    34:17

  • Erscheinungsdatum

    11.03.2011

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