Das ist schon ein sehr eigener Ansatz, den die drei Schweizer hier präsentieren. Mit dem, was man als Nicht-Fachmann eigentlich mit „Blues“ verbindet, hat die Musik auf „Dress To Dig“ nicht allzu viel gemeinsam. Die Basis ist sicherlich die gleiche, aber HELL`S KITCHEN legen sehr viel Wert auf Eigenständigkeit, Experimentierfreudigkeit und auch ein bisschen Schmutz unter den Fingernägeln. Ihr Ansinnen machen sie gleich beim Opener „A Good End“ deutlich. Die groovigen Rhythmen werden nicht allein mit traditionellen Instrumenten erzeugt, sondern für diesen Zweck etwas ungewöhnliche Dinge wie Gläser, Waschtrommeln, Ofenrohre und Waschbretter zur Unterstützung eingesetzt und das Ganze macht nach einer kurzen Gewöhnungszeit auch noch absolut Sinn. Contrabass und Gitarre sind auf das Wesentliche reduziert, während das raue, leicht versoffen klingende Organ von Bernard Monney überwiegend das Ruder übernimmt. Bei den meisten Beiträgen funktioniert diese Mischung richtig gut. Das eingängige „Teachers“ ist sogar ein richtiger Ohrwurm geworden, ansonsten regiert die Abwechslung. Von schleppend („The Helper“), über grooviges Midtempo mit Western-Flair („Wait“) bis zu flotten Klopfern („From The Start“) reicht die Palette, sodass keine Langeweile aufkommt. Lediglich beim auf Französisch eingesungenen „Vilain Docteur” wird es dann ein bisschen zu schräg und dissonant. Ein klassischer Skip-Kandidat, dem sich mit dem diffusen „Born Lover“ noch ein etwas schwächerer Kandidat zur Seite stellt. Der Sound lag übrigens in Händen von Szene-Größe Roudolphe Burger, der ganze Arbeit geleistet hat.
FAZIT: Wer bei der Vorstellung einer originellen, experimentellen und leicht schrägen Blues-Variante leuchtende Augen bekommt, sollte sich „Dress To Dig“ schleunigst zulegen. Alle anderen sollten vor dem Kauf vorsichtshalber einmal probehören.
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 22.10.2011
Christophe Ryser
ard Monney
ard Monney
Cédric Taillefert
Dixiefrog Records
40:30
13.10.2011