HEXVESSELs „Dawnbearer“ ist eine dieser Veröffentlichungen, deren Rezension man immer wieder vor sich her schiebt, aber nicht weil das Material so unerträglich ist, sondern weil es so ungewöhnlich ist, dass es schwer fällt, die passenden Worte zu finden. Die Fakten:
HEXVESSEL ist zunächst einmal das Soloprojekt von Mathew „Khvost“ McNerney, der mit seiner außergewöhnlichen Stimme den norwegischen Avantgarde Industrial Blackmetaller DHG und die britisch-norwegischen <CODE> vorsteht. Wer jemals eine der beiden Bands live gesehen hat, wird ungefähr erahnen, was ihn hier erwartet, nur ganz anders als - nun ja - man eben erwartet. Khvost ist nicht nur ein exzellenter Sänger mit beachtlicher Stimme, seine Bühnenpräsenz ist theatralisch und fesselnd, spricht man mit ihm abseits der Bühne, wundert man sich über den netten höflichen Typen, optisch Richtung Hippie, der in diesen Black Metal-Bands Krach macht.
Krach macht er mit HEXVESSEL nun absolut nicht, eher kommt die Seite, die zu Khvost's Optik passt, zum Tragen. „Dawnbearer“ ist durchgehend ruhig, überwiegend kommen akustische Instrumente zum Einsatz und bilden die Grundlage für die okkulten Rituale, die er hier zelebriert. Der Opener „Invocation Summoning“ hat noch die Magie der späten DOORS, könnte aber auch von Jim Morrison's Solo-LP „An American Prayer“ stammen, und wiegt den Hörer in Sicherheit, bevor „Heart Of The Mind World“ stimmlich ganz anders wird, höher und leidender gesungen, aber mit derselben verzaubernden Kraft, die sich durch das komplette Album zieht. Nein, Easy Listening sind HEXVESSEL bestimmt nicht, das Instrumental „A Cabalist Under The Gallows“ ist beispielsweise dissonant und anstrengend, nimmt deshalb aber nicht weniger gefangen, „Diamonds On The Soles Of Her Shoes“ ist eine Coverversion von Paul Simon transportiert in das geheimnisvolle Königreich HEXVESSELs, düster und spannend arrangiert, all die oberflächliche Fröhlichkeit und Leichtigkeit des Originals weit hinter sich lassend.
So, genug vergeblich bemüht, HEXVESSEL in Worte zu fassen, eine – man kann es gar nicht oft genug erwähnen – magische Scheibe, die jeder, der mit offenen Ohren durch die Welt geht, mal antesten sollte. Sofort zugänglich ist „Dawnbearer“ sicher nicht, dafür geht die Faszination dafür später um so tiefer.
FAZIT:
The hot winds roar
I am the altar
The bone rattle shakes
I am the drum
The canary jaw breaks
I am the soil
Cinders in the hearth
I am the ash
Tail-feathers coagulate
I am the blood
A pile of fragments
I am the dust
Blown to the four corners of the world
Oh lord have mercy on me
Oh lord have mercy on my soul
(I Am The Ritual)
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 02.04.2011
Andrew Aort McIvor, Rigmor Hanken
Mathew Khvost McNerney, Carl-Michael Eide, Marja Konttinen
Andrew Aort McIvor, Mathew Khvost McNerney
Andrew Aort McIvor, Jaime Gomez Arellano, Daniel Quill
Andreas Voie Juliebø, Jaime Gomez Arellano
Andrew Aort McIvor (Dulcimer, Handclaps), Fredrik W. Sørensen (Bandoneon ), Jaime Gomez Arellano (Harmonium, Gong, Dulcimer, Zither, Psaltery, Bells, Drums, Percussion), Kjartan Magerøy Aarseth (Mandolin, Banjo), Daniel Quill (Violin, Gong)
Svart Records
54:55
05.02.2011