Auch eine schicke Art, eine Promo-CD zu verpacken: Faltet man die aus einer Art Recycling-Packpapier gefertigte Papierhülle auseinander, haben wir ein banales DIN A4-Blatt. So einfach kann man mit simplen Mitteln und ein wenig Kreativität also etwas Großes vollbringen. Doch halten wir uns gar nicht erst lange mit dem Drumherum auf und widmen uns dem Herzstück des Debütalbums: Der Musik selbst. Wobei... simple Mittel und Kreativität? Da fällt einem die Überleitung zur Musik ja fast schon vor die Füße. Welch verstolpert-verholperte Einleitung...
Irgendwo im Kosmos zwischen psychedelischem Indie á la MEW, britpoppiger Kost der Marke BOOLFIGHT, Elementen aus der Ambient-Ecke BRIAN ENOs, SWANS in weniger düster, SONIC YOUTH in völlig benebelt und nicht ganz so spacigen OZRIC TENTACLES sind die Norweger mit dem eigenwilligen Namen HOPE I DIE VIRGIN zu Hause.
Fast vierzig Minuten Lang lassen die vier Musiker den Hörer in hochatmosphärische, hypnotische Klangwelten eintauchen, Welten, bestückt mit in sich verlaufenden Gitarrenschichten, Keyboard-Arpeggien, mal verschachtelten und mal treibenden Rhythmen, pilzigen Elektrosequenzen, säuselndem Gesang, verdrehten Bassläufen, noisigen Sounds – und jedes Mal, wenn man denkt, das sei gleich kein Song mehr, kriegen HOPE I DIE VIRGIN doch noch die Kurve. Geschickt wird der Musikgourmet auf den Holzweg bugsiert, und anstatt ihn zurück wandern zu lassen, tun sich einfach so, mir nichts, dir nichts, kleine Geheimpfade auf.
Während viele Bands sich in akustischer Selbstbeweihräucherung oder in Aussagearmut verlieren, wissen die Skandinavier eine zwingende Intensität zu erzeugen, indem sie die Aufmerksamkeit durch musikalische Substanz und perfekt platzierte Ereignisse und Wendungen aufrecht erhalten; Es nie übertreiben, aber dennoch alles auskosten, was möglich ist.
FAZIT: Das hochgradig cineastisch anmutende Erstwerk der „den Tod als Jungfrauen Herbeisehnenden“ ist, sofern man die Band überhaupt in ein Genre zwängen kann, ohne Zweifel eine Riesenüberraschung im Schlappenglotzer-Sektor. Voraussetzung für einen uneingeschränkten Genuss: Offenheit für solcherlei Sounds, gute Kopfhörer, ein guter Sessel, abgedunkeltes Licht und eine Fernbedienung, mit der man die Lautstärke so weit hochschrauben kann, dass man von der Außenwelt abgeschottet ist.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 06.07.2011
Martin Aasen
Martin Aasen
Svein Harald Bigum
Jon A. Eriksen
Anders M. Ekeberg
Erik Ørevik Aadland (Trompete)
Fysisk Format
39:42
08.07.2011