Dass die Herrschaften in den A&R-Abteilungen großer Plattenfirmen gerne mal auf ihren Ohren sitzen, ist nichts neues, wird aber stets auf neue bewiesen. Zum Beispiel von der in England beheimateten Band ILLUMINATUS, die mit ihrem zweiten Album "Glasnost" die beste Platte aus dem Bereich des harten, alternativen und progressiven Rocks der letzten Monate veröffentlicht.
Die vier Mitglieder von ILLUMINATUS stammen aus Spanien, England, Italien und Deutschland und genauso abwechslungsreich wie die Herkunft ist die Musik der Band. Man kann problemlos die Schubladen Alternative Metal, Progressive Rock und Postrock aufziehen, ohne die Musik aber auf eine der Stilrichtungen festlegen zu können. Genauso schwer fällt es, Vergleiche zu anderen Bands zu ziehen, denn ILLUMINATUS bestechen durch ein enorm hohes Maß an Eigenständigkeit. Wenn man sich aber eine Mischung aus PORCUPINE TREE, GODSMACK, DEFTONES und vielleicht auch ANATHEMA vorstellen kann, kommt man dem Sound der Jungs in etwa nahe.
Im Detail definiert sich die Musik aus harten, bratenden und toll gespielten Gitarren, die zudem immer wieder hervorragende Leadharmonien und Soli produzieren. Die Melodiösität setzt sich nahtlos im Gesang fort, darüberhinaus hat Frontmann Julio Taylor eine raue, außergewöhnlich eigenständige Stimme, die der Musik den Stempel der Unverkennbarkeit aufdrückt. Auf der einen Seite ist das Songmaterial angenehm hart, auf der anderen Seite aber immer wieder sehr emotional, ohne je auch nur ansatzweise kitschig zu wirken. Die Songs kommen schnell auf den Punkt, sind gleichermaßen aufs Nötigste reduziert wie auch spannend ausgearbeitet und bieten jede Menge Hooks - so geht packendes Songwriting. Abgesehen vom etwas unauffälligen "Keep Calm And Carry On" kann man deshalb wirklich jeden Song als Anspieltipp nennen, extrem hohe Ohrwurmgefahr drohen bei "Cave In" und beim eröffnenden Titeltrack. Die angenehme unsterile Produktion unterstreicht den blendenden Eindruck, den die Songs machen.
FAZIT: Modern, frisch und hungrig präsentieren sich ILLUMINATUS auf ihrem zweiten Album und es wäre traurig, wenn dieses Kleinod in der Masse der Veröffentlichungen untergehen würde. Ergo: die Band braucht dringend ein großes Label im Rücken.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 28.02.2011
Leo Giovazzini
Julio Taylor
Jonathan Martin, Julio Taylor
Felix Rullhusen
Headroom Records
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07.02.2011