INVERTIGO geben im Info-Teil verschiedene Einflüsse von Progressiv- und Art-Rock-Bands an, allerdings mit dem Hinweis, irgendwie doch ganz anders zu klingen. Generell steht im Info-Teil sehr viel Wahres, übertrieben wird kaum, wenn von „symphonischen Kompositionen, vielschichtigen Strukturen, Harmonie-Variationen“ und vielem mehr die Rede ist. Selten kann ich selbst so viel bestätigen, was an Informationen von und über die Band gegeben ist.
Nun aber zum vorliegenden Album: Das Cover selbst gefällt mir sehr gut, es zeigt ein sehr stimmungsvolles Bild. Stimmungsvoll geht es auch gleich im ersten Track weiter, welcher mit seinen 7 ½ Minuten der zweitkürzeste des Albums ist. Aufgrund der teilweise sehr komplexen und durcharrangierten Strukturen könnte man sicher jedes Lied sehr lange und ausführlich sezieren, analysieren und interpretieren. Ich werde versuchen, mich relativ allgemein zu halten: Der Bass klingt recht jazzig, Gitarren und Keyboards bewegen sich in den Sphären des Neoprog und Art-Rock und harmonieren wunderbar miteinander. Um jeden Lick und die einzelnen musikalischen Finessen heraushören zu können, müsste man sich das Album sicher an die 20-mal anhören. Ansonsten bleibt die Musik im Hinblick auf die Geschwindigkeit sehr moderat, jedoch mit Tiefgang, der viele Ausflüge in andere Gefilde bietet, ohne zu experimentell zu werden.
Aufgrund der Songlänge von 12 ½ Minuten möchte ich aber auf den Song „Special“ zumindest etwas näher eingehen. Bei diesem Longtrack zeigen sich die Fähigkeiten der Band, verschiedene Elemente zu einem stimmigen Gesamtwerk zusammen zu setzen. Hier sei die Wandlungsfähigkeit des Gesangs und das komplexe Arrangement nochmals betont, der Song wird durch seine hervorragenden Melodiepassagen besonders hervorgehoben.
FAZIT: Neoprog, bzw. Prog im Allgemeinen stellt, vorsichtig gesagt, nicht gerade meinen musikalischen Interessensschwerpunkt dar, objektiv ist aber zu sagen, dass INVERTIGO mit ihrem Debüt ein musikalisch hochwertiges Werk abgeliefert haben, welches Fans von GENESIS oder RPWL definitiv Spaß machen und der deutschen Prog-Rock-Szene einen deutlichen Schub versetzen wird. Abzüge gab es neben meinem persönlichen Geschmack, wobei ich versucht habe, diesen möglichst außen vor zu lassen, für die fehlende Nachhaltigkeit der Stücke. Sie sind zwar sehr eingängig, aber wirklich im Ohr blieben sie mir persönlich nicht.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.01.2011
Matthias Hommel
Sebastian Brennert
Jacques Moch
Michael Kuchenbecker, Sebastian Brennert
Andre Lente
Progressive Promotion Records
52:20
22.09.2010