Du stehst auf filigrane, saubere Klänge? Es gibt nichts Schöneres für dich, wenn die Musik, die du hörst, wohl arrangiert ist und allen Regeln von Harmonik und Klanglehre folgt? Feste und gewohnte Songstrukturen sind für dich einfach Pflicht? Dann wirst du sicherlich nichts davon halten, wenn Gitarren voll aufgerissen werden und eine scheinbar unkontrollierte Welle im Down-Tempo auf dich zurollt, um dich in ihrem keifenden und schreienden Gesang und knüppelnden Drums zu ertränken, richtig? Wenn dem so ist, lass auf jeden Fall die Finger von INDIAN!
Das erste Lied legt auch direkt so los: Der Schalter wird umgelegt und das unmittelbare Bedürfnis keimt auf, irgendwas kaputt zu machen. Animiert von kreischenden Vocals verliert der Song in der Mitte zwar etwas an Spannung, aber nicht an Intensität. Die gesamte Scheibe lebt von einer Brachialität, die sehr subtil gehalten ist, aber vielleicht genau deshalb wirkt. „Guilt“ zieht vom Tempo her stark an und ist definitiv mein Reinhör-Tipp, wenn auch nicht gerade das repräsentativste Stück des Albums, welches im Allgemeinen eher langsamen, aber schweren Doom beinhaltet. Die Songs mögen für einige Menschen in erster Linie viel Lärm und Dissonanzen sein, aber nach einigen Durchläufen erschließt sich die Scheibe mehr und mehr, sodass auch in auf den ersten Blick völlig chaotischen Abläufen ein tieferer Sinn gefunden werden kann, wenn man sich denn darauf einlässt. „Supplicants“ überrascht dann auch noch mit Akustik-Gitarre vor künstlichem Rauschen, bevor „Benality“ nochmal voller Schwere aus den Boxen quillt.
FAZIT: Dreckig, laut und böse; Klang-Ästheten werden die Nase rümpfen. Ich selbst bin zwar nicht der größte Doom-Fan, aber "Guiltless" hat mich oft aufhorchen lassen.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 03.04.2011
Ron DeFries
Dylan O'Toole, Will Lindsay
Dylan O'Toole, Will Lindsay
Bill Bumgardner
Sean Patton: Lärm
Relapse Records
40:55
12.04.2011