Zurück

Reviews

J.B.O.: Killeralbum

Stil: Fun Metal

Cover: J.B.O.: Killeralbum

Erstaunlich, dass ein ursprünglich als einmalige Geschichte geplantes Projekt wie J.B.O. schon seit mittlerweile 20 Jahren erfolgreich funktioniert. Dreimal waren die Erlanger Spaßmetaller mit ihren Studioalben schon auf Platz 6 der deutschen Albumcharts - mehr 666 geht ja fast nicht. Und das, obwohl zahllose Spaßbremsen öffentlich die Nase rümpfen. Spaß haben war natürlich noch nie en vogue im Heavy-Metal-Bereich.

"Killeralbum" ist bereits das neunte J.B.O.-Studioalbum. Unglaublich. Und nachdem die Formkurve auf den letzten Alben deutlich nach unten zeigte - auch, weil die Band es nicht geschafft hatte, Songs mit Nachhaltigkeit zu schreiben oder zu covern, sondern viel mehr auf den kurzfristigen Lacher setzten - zeigt diese Kurve jetzt umso deutlicher nach oben. Was viele überraschen dürfte, denn die Zahl der Langweiler, Füller und elektronisch verzerrter Möchtegern-Metal-Songs auf "Head Bang Boing" und "I Don't Like Metal" war erschreckend hoch.

Zunächst einmal: Es gibt lediglich drei Coversongs auf "Killeralbum". Das ist natürlich schade - etliche beantragte Versionen wurden mal wieder von den Rechteinhabern abgelehnt -, zumal lediglich "Jenseits von Eden" als allgemein bekanntes Liedgut vorausgesetzt werden kann. "Dr. Met" (im Original von den DOOBIE BROTHERS und "The Doctor" betitelt) sowie "Nein Mann" von LASERKRAFT 3D dürften vielen unbekannt sein. Letzterer Song soll 2010 gar bis auf Platz fünf der deutschen Singles-Charts geklettert sein - was aber nicht nur an mir komplett vorbeigerauscht sein dürfte.

Sei's drum; "Jenseits von Eden" ist eine urtypische "J.B.O. machen Metal aus Schlager"-Coverversion mit heftigen Gitarren und hohem Spaßfaktor, "Dr. Met" ein lässiger Rocker als Hymne an den Heavy Metal. Lediglich "Nein Mann" ist ein eher langweiliger Song, bei dem zudem noch die deutsche Meisterin im Fremdschäm-Anlass-Geben - Doro Pesch - ein paar Sätze ins Mikrofon brabbeln darf.

Neben "Nein Mann" fallen noch "Ich bin dein" (nervige Modern-Metal-Braterei), das sinnlos-stumpfe "Heimatlied" und "3 Tage Blau" (so "lustig", wie es der Titel befürchten lässt) qualitativ aus dem Rahmen, und auch die pseudolustigen Hörspielchen - diesmal sind es derer vier - sind Skipkandidaten.

Doch auf "Killeralbum" überwiegen erstmals seit langen Jahren wieder die positiven Momente. Das sind neben den erwähnten "Jenseits" und "Dr. Met" das spaßige "Rock'n'Roll Märtyrer", der Quasi-Titeltrack "Killer", das balladeske "Dadadidadadadei" mit feinen Reimen, aber ernstem Hintergrund, "Drei Akkorde" als Hommage an die Simplizität, der neue Peace-Song "Kalaschnikow" oder die gleichnamige Abrechnung mit der "Download"-Generation. All diese Songs haben genügend Substanz, um sie auch über einen längeren Zeitraum zu hören und nicht nur als einmaligen Lacher auf einer promillelastigen Party vorzuspielen.

FAZIT: Überraschung gelungen: Nicht nur das beste Cover-Artwork (leider verzichtet die Band musikalisch auf weitere IRON-MAIDEN-Referenzen) der Bandgeschichte, sondern auch das beste Album seit "United States of Blöedsinn". Natürlich nur für Metaller, die zum Lachen nicht in den Keller gehen.

Punkte: 10/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 18.08.2011

Tracklist

  1. Dr. Met
  2. Rock’n’Roll Märtyrer
  3. Killer
  4. Armageddon
  5. Dadadiedadadadei
  6. Drei Akkorde
  7. Familienanzeige
  8. Ich bin Dein
  9. Kalaschnikow
  10. Jenseits
  11. Tony Marshall
  12. Download
  13. Heimatlied
  14. Reklame
  15. 3 Tage blau
  16. Nein Mann

Besetzung

  • Bass

    Ralph Bach

  • Gesang

    Vito C., Hannes “G.Laber” Holzmann

  • Gitarre

    Vito C., Hannes “G.Laber” Holzmann

  • Schlagzeug

    Wolfram Kellner

Sonstiges

  • Label

    Megapress/Soulfood

  • Spieldauer

    49:45

  • Erscheinungsdatum

    19.08.2011

© Musikreviews.de