„The wonderful JACKIE LEVEN and his music“ – so stellt er sich selbst vor – hat endlich seine erste reguläre Live-DVD erhalten (es gab zwar schon „The Meeting of Remarkable Men“, aber diese DVD bekam nicht ohne Grund den Zusatz „JACKIE LEVEN & Friends“). Ein Rockpalast-Auftritt in Bonn. Zwar aus dem Jahr 2004, weswegen das damals aktuelle Album „Shing Brother Shining Sister“ mit drei langen Songs im Mittelpunkt des Auftritts steht, aber zusammen mit Keyboarder Michael Cosgrave, der LEVEN auch heute noch begleitet sowie Kevin Foster am Bass. Dieses Trio reicht, um einen ebenso wehmütigen wie dynamischen Auftritt auf der „Harmonie“-Bühne, garniert mit JACKIE LEVENs kleinen, witzigen und hintergründigen Stories. Wobei es Konzerte gab, während denen der massige Mann aus Fife noch weit mehr erzählte. Aber er kann das, hat einen guten Blick für Land, Leute und Stimmungen, weiß Pointen zu setzen oder sie auch einmal auszulassen.
Musikalisch gibt es JACKIE LEVENs typische, inbrünstige Variante keltischen-Folk-Rocks. Charismatisch, mitreißend, traurig, von zärtlicher Melancholie, untermalt von dezentem Sarkasmus („the Jukebox playing a terrible song – a really terrible song: ROBBIE WILLIAMS“) und auch vor Zoten nicht zurückschreckend, liefern er und seine beiden Mitstreiter eine Performance ab, die sofort Lust auf mehr macht. Mehr Musik von JACKIE LEVEN, mehr Stories von JACKIE BALFOUR und leider keine Äußerung mehr vom großen Romantiker und Frauenherzen schmelzen lassenden SIR VINCENT LONE (den LEVEN 2009 zu Grabe trug. Nachdem er im Anschluss an eine heftige „Chablis-seligen Diskussion über den Einfluss der zentralen Ideen Wittgensteins auf das Spätwerk Kajagoogoos“ sehr wütend wurde und später in seiner Wohnung verstarb).
Höhepunkt ist die energetische Version des eigenen Klassikers „Call Mother A Lonely Field“, inklusive der Erklärung, was der Titel bedeutet. Insgesamt ist dieser Live-Auftritt und die gut klingende DVD ein exzellenter Einstieg in die Welt eines einzigartigen Musikers. Filmisch ist das solide Drittes-Programm-Kost. Aber was soll man auch verkehrt machen, bzw. groß experimentieren, wenn LEVEN mit seiner Gitarre auf einem Stuhl sitzt, flankiert von Cosgrave und Foster, und das macht, was er unvergleichlich gut kann: JACKIE LEVEN sein.
Oder wie es in einem Interview heißt:
„I think we‘re leaving now!“
"I'm Leven all the time..."!
FAZIT: Wermutstropfen ist die, dem “kleinen” Rockpalast geschuldete, Konzertlänge von lediglich knapp 75 Minuten. Aber diese Zeit nutzen JACKIE LEVEN und seine musikalischen Begleiter zu einem bemerkenswerten Auftritt. Ruhig und kraftvoll, witzig und traurig zugleich. Oder wie LEVEN es ausdrückt: “We all must live for the good times – the bad times are never far away…”. Der Mann weiß wovon er spricht, und das merkt man. Großartige Sache, dies.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 12.06.2011
Kevin Foster
Jackie Leven, Michael Cosgrave
Jackie Leven
Michael Cosgrave
MIG Music
74:41
25.04.2011