„Yolk“, ein Albumtitel, der förmlich nach der unvermeidlichen, abgedroschenen Phrase in Form einer Frage schreit: Ist „Yolk“ wirklich das Gelbe vom Ei? Fahren wir erst gar nicht mit der Kirche ums Dorf und beantworten diese Frage gleich. Ja, ist es, denn das stark nach Alternative Rock der Neunziger duftende Debüt des Londoner Fünfergespanns wäre, wenn es zwei Dekaden eher auf dem Markt erschienen wäre, heutzutage wohl eines der Muss-Alben der verschrobenen, unabhängigen Rockmusik.
Überzogen von einer eigenständigen Songglasur, huldigen die JAPANESE VOYEURS liebevoll dieser Ära, inklusive NIRVANA-„Bleach!“-Schmutz, ALICE IN CHAINS-Psychedelia, KYUSS- und QOTSA-Wüstensand, SONIC YOUTH-Abgeranztheit, MUDHONEY-Schrulligkeit, SOUNDGARDEN-Heavyness, L7-Schmodder – und in „Milk Teeth“ machen die Fünf gar mal einen Schlenker gen KORN. Aber es ist eben keinesfalls so, dass die japanischen Heimlichgaffer stumpf zitieren oder nacheifern, sondern eher in einer Art eines „Und <i>euch</i> lieben wir auch!“
Markantestes Trademark der Band ist die Stimme von Gitarristin Romily Alice, die fast kindlich, mit Hang zum rotzigen Gör, daherkommt, trotz aller Quiekigkeit aber nie an den Nervenleitungen sägt. Bei der Wahl des Produzenten hat man sich für Hochkarätigkeit entschieden, denn kein Geringerer als GGGarth Richardson leitete die Aufnahmen. Mindestens als ebenbürtig einzustufen ist da die Verpflichtung von Alex Newport, den die BritInnen für das Mastering an Land gezogen haben. Ein saustarkes Klangzaubererduo also, und entsprechend erstklassig klingt demzufolge das Ergebnis.
FAZIT: Während der Alternative Rock mittlerweile mehr „mainstream“ als „alternative“ ist, rücken JAPANESE VOYEURS diese „Musikrichtung“ wieder ein ganzes Stück weit ins richtige Licht. Das Licht des Independent.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 07.10.2011
Johnny Seymour
Tomily Alice
Romily Alice, Tom Lamb
Rikki Waldron
Steve Wilson
Spinefarm Records
ca. 43 Minuten
14.10.2011