Mit Fiedel und sanftem Georgel croont sich JASON ISBELL durch seine dritte Soloscheibe. "I hardly even know my name anymore", skandiert er gleich zu Beginn - Unsinn angesichts der Stiltreue gegenüber Uramerikanischem, Countriesken … oder ist da doch mehr?
Nun ja, zunächst einmal darf man ISBELL als ausgesprochenen Poeten betrachten, dessen Lyrics hörenswert sind und gleich verhindern, dass man an einen schießwütigen Kuhjungen denkt. Schließlich hat er schwarzen Soul im Blut und spielte nicht umsonst bei DRIVE-BY TRUCKERS, deren Name verpflichtete und den Musiker auch heute noch zum verhältnismäßigen Rebellenstatus gereicht. Sein Sound indes stößt niemanden vor den Kopf, sondern rumort im Bauch und wärmt das Herz, mal rockiger wie in "Go It Alone", der Zuversichtsbekundung für Loner-Seelen, und dann wieder leiser wie während "We've Met" oder "Daisy Mae" mit verzückendem Geklampfe, tollen Vocals und sonst nichts. Das beschwingende "Codeine" eignet sich perfekt zum umschlungen Tanzen, und das gleichfalls vitale, fast treibende "Stopping By" schlägt in die gleiche Kerbe. "The Ballad of Nobeard" versprüht als kurzes Instrumental vor dem beinahe-Kracker "Never Could Believe" - Plinkerpiano inklusive hier - Piratenflair mit Schifferklavier.
"Heart On A String" bietet feinsten Duettgesang, und am Ende steht ein textarmes "Save It For Sunday" dem kreuzfidelen Rauskicker "Tour of Duty" gegenüber - eine abwechslungsreiche wie gefühlige Scheibe, bei der man sich - nun nach so langen Jahren ISBELLs im Geschäft - der Vermutung nicht erwehren kann, der Künstler habe alles gesagt. Andererseits ginge es ihm da nicht allein so, und solange die Songs und das Feeling stimmen, regt man sich auch im Technobereich nicht auf, oder? Kleiner Scherz … wie wohl auch der Lapsus der Werbeagentur, das Album "Here We Stand" zu nennen - geiler Verschreiber.
FAZIT: JASON ISBELL & THE 400 UNIT spielen Americana vom Besten und haben statt Innovation die wichtigen, aber nicht offensichtlichen Hits im Programm, welche sich spätestens nach Verinnerlichung der Lyrics nicht mehr missen lassen möchten - zwar nur bei Genrefreunden, doch das liegt in der Natur der Sache. Langeweile jedenfalls versprüht "Here We Rest" nicht.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 25.04.2011
Jimbo Hart
Jason Isbell, Jimbo Hart, Browan Lollar
Jason Isbell, Browan Lollar
Derry deBorja, Jason Isbell, Browan Lollar
Chad Gamble
Blue Rose / Soulfood
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15.04.2011