Schon in der Schule haben wir's gelernt: 1 + 1 = 2
Unumstößlich ist sie – diese mathematische Schulweisheit.
Jede andere Antwort bedeutet: Sechs! Setzen!
Die musikalische Weisheit der vier männlichen und einen weiblichen Finn/inn/en sieht dagegen völlig anders aus und bricht mit den traditionellen Regeln eines Adam Ries! Hier geht es nicht mehr um höhere Mathematik, sondern den kleinsten Nenner des allerhöchsten Lebensgefühls: die Musik. Hier wird Prog-Rock in ein ungewöhnlich kurzzeitiges Gewand aus Drei- bis Fünf-Minuten-Titeln gepackt und mit einer gehörigen Portion rollendem Rock gemixt. JEAVESTONE liefern dafür gleich eine eigene Wort-Musik-Kreation mit dazu und nennen es „Prog'n'Roll“.
Da darf dann „Poet's Eternity“ auch ruhig mal nach „Cadence And Cascade“ von KING CRIMSON klingen, aber nur so lange, bis sich der Hörer in diesem Gefühl eingelullt hat, aus dem JEAVESTONE einen hart rockend ganz schnell wieder herausholen. Ganz ähnlich, wie es seit geraumer Zeit bereits eine solch begnadete Band wie ANEKDOTEN tut!
Doch bleiben wir beim Anfang. Mit „Laser Fluxus“ trommelt sich das Album in die Gehörgänge des ausgeschlafenen Hörers und schreckt ihn auf, um ihn dann mit ein paar Flötentönen wieder zu beruhigen. Es sind die Gegensätze, die JEAVESTONEs Musik so interessant machen. Hier gibt es zwar jede Menge kurze Titel, aber nicht einer klingt wie der andere und selbst innerhalb der Songs werden laufend die Strukturen verändert. Bestes Beispiel ist „The Tip Reader“, in dem metallische Gitarren auf rein akustische Singer-Songwriter-Melodien treffen. Und es dürfen als wohl krassestes Beispiel sogar bei einem leichten Reggae-Rhythmus auf „Hot Smmer Fun“ Erinnerungen nicht nur an den Sommer in diesen schrecklich kalten Zeiten, sondern auch an STING wach werden. Das muss man einfach gehört haben. Nur Vorsicht – JEAVESTONE wären nicht JEAVESTONE, wenn sie auch in diesem Titel nicht mit E-Gitarren das ganze schöne Sommergefühl wegrocken würden!
Ausruhen, sich zurücklehnen … das kann man bei anderen Alben, aber definitiv nicht bei „1+1=OK“. Die Rechnung ist einfach, aber andererseits von ihrer Umsetzung her schwer: 1 mal progressiv-metallische Härte + 1 mal ruhiger, melodielastiger Schönklang = jeavastonisches OK!
Eine Rechnung, die aufgeht. Zumindest bei mir und all denjenigen, die sich nach einem schweren Arbeitstag gerne mal wieder ein „kompliziertes, unberechenbares“ Album von PETER HAMMILL auflegen oder sich auf die Pfade crimsonfarbiger Könige begeben, die den Poseidon aufwecken. Ein Album für aufgeweckte Proggies mit starkem Hang zur Melancholie!
FAZIT: In Finnland ticken nicht nur die Uhren anders, sondern dort ergeben musikalisch betrachtet eindeutige Gleichungen extrem ungewöhnliche Ergebnisse. „1+1=OK“ beweist, dass Prog auch rollen kann und trotz kurzer Titel so etwa alle Spielarten des Progressiven Rocks in sich zu vereinen vermag. Eine weitere kleine, leider von der Laufzeit her viel zu kurze Meisterleistung!
Punkte: 13/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 29.01.2011
Tommy Glorioso
Jim Goldworth
Jim Goldworth, Mickey Maniac
Angelina Galactique, Jim Goldworth, Mickey Maniac
Kingo
Angelina Galactique (Flöte), Kingo (Percussions)
Nordic Notes
40:37
07.01.2011