Auf dieser Zusammenstellung alter Tracks zeigt Gitarrist JEFF JONES sich von einer wesentlich besseren Seite als auf seinen einschläfernden Solo-Ergüssen. "Rockhard" reiht Karrierepunkte des Musikers aneinander, genauer gesagt Songs der Gruppen ST. ELMO'S FIRE und VAMP LE STAT, und zum Glück hat sich nur ein Alleingang dazwischengemogelt …
Von ersteren werden das Debüt sowie die Alben "Powerdrive" und "Warning From the Sky" abgedeckt (die "Desperate Years" bleiben außen vor), von zweitgenannten "Bloodline", dessen zwei Nachfolger in die jüngste Vergangenheit fallen, also nach 1996 veröffentlicht wurden. ST. ELMO'S FIRE boten für die Achtziger typischen Hardrock bis Heavy Metal, der allmählich von der Haarspray auftragenden Zunft parfümiert und der Lächerlichkeit anheimgestellt werden sollte. Auf "Gonna Get Wild" oder "Madame Blue" (schwer groovender Doomer) regiert indes noch glaubwürdige Street-Attitüde und rudimentäres wie effektives Spiel mit treffsicheren Melodien zwischen SKID ROW, DOKKEN oder auch SPREAD EAGLE, um einmal die zweite Reihe zu bemühen. Das ist nicht wirklich spannend, zeugt aber immerzu von kompositorischer Könnerschaft, was man von JONES' Sologewächs "Mississippi Wine" zwar mit Abstrichen ebenfalls sagen kann, doch während dieses ansonsten akzeptablen Sumpfbluesers stört einmal mehr der Plastiksound inklusive Drumcomputer. "Caught in the Heartbreak" schielte seinerzeit in die Arenen, die in Kanada nahezu simultan TRIUMPH füllten, wie ohnehin mit fortschreitender Bandentwicklung ein Hang zum Kommerziellen absehbar war - typisch eben für die späten Eighties.
VAMP LE STAT kehren eine schmierige Seite hervor, angefangen beim schmissigen "Bitch". Die düsteren Glamster (gegründet bereits in der Trendflaute 1992) überzeugen vor allem ihres Sängers Jimmy Tuttle wegen, und auch die Performance von JONES wirkt weit leidenschaftlicher als auf den Scheiben, die er neuerdings ohne Hilfe verzapft. "Chain Around My Heart" kommt unheilvoll und bleischwer, ein Kind des vom Grunge gezeichneten Metal der frühen Neunziger, und deutet an, dass mit dieser Band auch heute noch zu rechnen ist. Da wundert es, dass JONES sich mit halbseidenen Egotrips die Zeit vertreibt, wo er schussbereite Gehilfen an seiner Seite weiß. Verstehe jemand Gitarristen; mit dieser Scheibe tut man sich im Gegensatz zu "Spaced" (an anderer Stelle besprochen) einen Gefallen, wenn man auf den positiv anachronistischen Metal-Sound steht. Noch besser wäre "Rockhard", wenn alle Tracks so angenehm druckvoll und roh klängen wie das EMI-Demo des abschließenden "Breakin’ Out". Tja, Jungs: Hat wohl nicht geklappt mit dem Major-Deal …
FAZIT: JEFF JONES liefert unter eigenem Namen eine charmante Werkschau von Altlasten ab, die faktisch stärker sind als seine Solo-Bauchlandungen. Klassischer melodischer Metal mit den unzerstörbaren Themen: Freiheit, Frauen, Frechen … äh, Zechen natürlich.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 05.07.2011
Jeff Jones
XXX Records
64:38
17.06.2011