Sie swingen, sie grooven. Sie rocken, sie jazzen. Sie steigen gemeinsam auf den fliegenden Teppich und schweben über den Orient. Sie werden johnzornig und sind gleich wieder lammfromm. Sie bluesen sich die Griffhände blau. Artrocken lateinamerikanisch. Fusion-ieren Klassik, Neoklassik, Motown und Cartoon-Scores. Sie machen fast alles möglich, und das lediglich mit zwei Violinen, einer Bratsche und einem Cello. Ohne Schlagzeug und sonstige Hilfsmittel.
Sie lassen den ach so revolutionären „Punk-Geiger“ NIGEL KENNEDY da stehen wie einen angepassten Geigenschüler und gehen bei ihrem Tun nicht nur an ihre Grenzen, sondern überschreiten sie meterweit. Mit einer wahnwitzigen Virtuosität und Originalität fiedelt sich das Schweizer Fourpiece fünfzig Minuten lang unfassbar farbenfroh durch seine neun Kompositionen, dass man einfach nur staunen kann.
Anstatt den Hörer also mit selbstverliebter Höher-Schneller-Weiter-Ich-hab-den-größten-Schwengel-Show zu langweilen, geht das KALEIDOSCOPE STRING QUARTET mit Liebe, Spielwitz, Enthusiasmus und vor allem Feeling an seine Arbeit, und das überträgt sich ohne Umwege auf den Schallwellenrezipienten. Jedes Stück erzählt seine eigene kleine Geschichte in Form eines „akustischen Stummfilms“, und die Musik der vier Könner zu hören ist tatsächlich so, als gäbe es Kopfhörer, die als Kaleidoskop für die Ohren konstruiert wurden.
FAZIT: So geht sie, die Liebe zur Musik.
Punkte: 13/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 21.11.2011
Simon Heggendorn, Tobias Preisig (Violine), David Schnee (Bratsche), Bruno Fischer (Cello)
Unit Records
50:01
14.10.2011