Ich will keinen Hehl draus machen, dass einer der Gründe hier zuzuschlagen die Herkunft der Band war. KAOTEON kommen nämlich aus dem Libanon, genauer aus Beirut und dürften damit die einzige Band des Landes sein, die es in internationale Gefilde geschafft hat. Seit unserem China-Special überrascht mich aber mittlerweile nichts mehr, flatterten mir von dort doch sogar Grindcorekapellen ins Haus.
Wie auch bei den China-Männern (und verblüffend vielen Frauen, b.t.w.) ist natürlich auch hier die Frage, wo man die Messlatte ansetzt. In Beirut eine Metal-Band am Leben zu halten, noch dazu noch so eine Extreme wie KAOTEON, ist sicher alles andere als einfach, so musste die Band sogar ihre alte Schreibweise CHAOTAEON ablegen, da der Name fälschlicherweise als „Teufel“ übersetzt wurde und gleich zu einer amtlichen Verhaftung führte, obwohl die Band - vielleicht deshalb - es nicht leid wird, sich als unpolitisch und nicht religiös zu positionieren.
Aber zur Musik. Nach einem Intro, in dem nach Spoken Words geschrien und gebrüllt wird, geben KAOTEON gleich Vollgas und das erste Manko wird offensichtlich, der Sound der Scheibe ist doch recht durchwachsen und schwammig, gerade die Drums klingen gelegentlich künstlich wie bei THE BEZERKER und lassen die Frage offen, ob hier getrommelt oder die Bassdrum am Rechner zumindest getunt wurde. Ansonsten kann sich „Ich kam, ich sah, ich kotzte“ aber durchaus hören lassen, ein wüster Mix aus Thrash, Death und gelegentlichen Black Metal-Fragmenten ballert aus den Boxen, hier geht es aber offensichtlich nicht um Feinheiten oder Perfektion, sondern um das eingefangene Gefühl, eine unbändige Wut und Aggression, die ganz sicher nichts für Metal-Puristen ist, dieses Gefühl hier ist eher im Hardcore oder Punk verwurzelt.
KAOTEON schaffen es aber auch für Überraschungen zu sorgen, so tönt „Anthem Of The Dead“ plötzlich nach lupenreinem norwegischen folk-inspirirtem Black Metal, der von alten SATYRICON hätte stammen können, bevor wieder bei „One by One“ in recht stumpfes Geknüppel gewechselt wird, das altes Grindcore-Feeling aufleben lässt. Ich komme nicht umhin, der Band eine gewisse Faszination zuzugestehen, „Veni, Vidi, Vomui“ geht zumindest keine faulen Kompromisse ein und kommt direkt aus dem Bauch, übrigens ein Grund warum ich Debüt-Alben bei allen Makeln so schätze...
FAZIT: „Veni, Vidi, Vomui“ ist ein Erstling, ungestüm und wild, aus dem Bauch in die Fresse. Feingeister und Technikfreaks werden sich in KAOTEONS Musik nicht wiederfinden, mir reicht die Ungezähmtheit der Scheibe.
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 21.02.2011
Anthony "Kaos" Assaker
Walid "Wolflust" Shoughary
Anthony "Kaos" Assaker
Ziad "Blaster" Alam
Osmose Productions
50:42
21.02.2011