Oha, wer als Fan von CRIPPLED BLACK PHOENIX hier zuschlägt, weil KARL DEMATA mit den Postrockern herumtourt, erlebt ein sprichwörtlich blaues Wunder. Der Studiomusiker gibt mit dem Titel "Cross the Mountain" die tatsächliche Richtung vor, nämlich quer über Leslie Wests Les Paul gen Süden.
Britenblues fabriziert DEMATA nur bedingt, zumal Gastorganist Tim Howes den kolportierten CREAM-Trioblues vereinzelt gepflegt zerpflügt (sehr funky: "Looking Through You"), gleich nachzuhören im swingenden Boogie "Barefoot Walking Blues". "Until the End" schlägt hinterdrein als Ballade zu Buche und stellt den Frontmann als weniger expressiven Sänger denn als geschmackvollen Zupfer heraus, was sich später mit "The Day You Put Me Down" wiederholen wird. Umso interessanter klingen da die längeren Stücke, in denen der in den Mississippi gefallene Italo-Engländer sich auf sechs Saiten austoben kann, nicht nur "Failing Design", sondern das aus dem Rahmen fallende und dem Album seinen Namen gebende Psych-Epos mit Percussion und Eastern-Flair.
"Never Come Around" schreit dann geradezu nach Mark Knopfler: Heimeliger Mainstream mit Feeling-Gitarre vom Allerfeinsten, und wen DEMATA jetzt noch nicht vereinnahmt hat, der bekommt danach mit "Hard To Find" das kräftigste Stück der Scheibe um die Ohren. Der Standard "Blind Willie McTell" in einer aalglatten Version hätte nicht unbedingt sein müssen, was auch für den Wüstensoundtrack "The Circus Never Comes to Town" gilt, denn an dessen Stelle hätte DEMATA, der das Gros der Songs mit einem kompositorischen Zuarbeiter ersonnen hat, seinen im Verlauf der Scheibe ohrenfälligen Signature-Sound ein weiteres Mal im krachigeren Gewand hervorkehren können. So gereicht es dem Barden aber zu einem Blues-Album, das zu den besseren, weil stilistisch ungezwungenen im anhaltenden Boom gehört.
FAZIT: KARL DEMATA verzapft auf "Cross the Mountain" kein Blaumann-Geprolle und rechnet sich auch nicht alles auf den kleinsten Nenner aus, sondern fasst den Blues weit und überzeugt generell, wenn er die lauten Töne anschlägt; origineller klingt seine Band indes beim Leisetreten.
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 30.09.2011
Chris Heilmann
Karl Demata
Karl Demata
Merjin Royaards
Green Lizard
60:09
30.09.2011