Ein Cover mit leicht bekleideter Frau. Einem Raben. Totenschädel. Nebelschwaden. Vollmond. Songtitel wie „Moonchild“, „Mein Traum“, „Schwarze Flügel“, „Mondscheinkind“, „Mondscheinfahrt“ oder „Bittermond“. Hans Rosenthal, was meinen Sie dazu? „Der Mond ist leider zweimal doppelt, den müssen wir abziehen, ansonsten gibt’s 9 von 10 Punkten in der Klischeekategorie.“.
Leider nur in der Klischee-Wertung, denn die Musik auf dem mit weit über eine Stunde Spielzeit viel zu langem zweiten Album der Greifswalder Gothics kommt selten über den Durchschnitt hinaus. Hier und da kann die Kombination aus symphonischen Elementen, modernen Synthie-Songs und Stakkato-Riffs á la Rammstein durchaus zu überzeugen („Moonchild“, Lemuria“), doch zu oft watet die Band im bedeutungslosen Niemandsland, halten die songschreiberischen Fähigkeiten mit den Ambitionen bei weitem nicht Schritt.
Die Lyrics wechseln zwischen Deutsch und Englisch, wobei die englischen Lyrics die deutlich bessere Figur machen, denn wenn KATANGA in ihrer Heimatsprache ans Werk gehen, wird die Grenze zum Schmonzetten-Pathos mehr als nur eine Handbreit überschritten. Glücklicherweise behält Sänger Mario, der entfernt an Bela B. von Die Ärzte erinnert, in der Regel die Hoheit über das Mikrofon. Wenn sein weiblicher Kontrapart Doreen ihm zuvor kommt, sollte man schnellstens die Ohren auf Durchzug stellen. Oder die Skiptaste drücken.
FAZIT: Wer auf tanzbaren Gothic-Club-Metal mit modernen Soundeffekten steht, der wird auf „Moonchild“ den einen oder anderen hörbaren Track finden. Alle anderen sollten dagegen einen weiten Bogen um das Mondkalb, Verzeihung, das Mondkind machen.
Punkte: 4/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.02.2011
Wilko
Mario, Doreen
Michael
Massacre
73:17
28.01.2011