Wie bloß beginnt man eine Kritik zu einer finnischen Band, die einen mit ihrer Musik glattweg vom Hocker reißt?
Ich hatte das riesengroße Glück durch ein paar lose Kontakte zu NORDIC NOTES und zu meinem Interesse an Finnland, da meine Tochter dort studiert, mich mit der Musik dieses Landes, das von der Sonne häufig verschmäht wird, intensiver auseinanderzusetzen. Reine Neugier war’s – die dann zur großen Leidenschaft wurde. Und egal, ob in Finnland kaum mal die Sonne am Himmelszelt steht und mit ihren Strahlen wärmt – in der finnischen Musik kann man trotzdem all das, was man dort am Himmel nicht geboten bekommt, entdecken.
KATAYA gehört neben JEAVESTONE wohl zu meinen größten Entdeckungen. Bereits das erste Album der drei durfte ich auf diesen Seiten besprechen und ich war so begeistert, dass die Rezension ziemlich lang ausfiel. Ich hatte mich in Rage geschrieben, in Rage gehört und war besessen von der Musik.
Eins der Ergebnisse meiner Kritik zu „Canto Obscura“ war, dass sich ein „John“ meldete und die extreme Länge der Kritik bemängelte. Was ich durchaus verstehen kann. Nur wie soll man solch vielfältige Musik auf ein paar wenige Zeilen beschränken?
Also antwortete ich „John“ wie folgt: „Ja, ja – ich habe eine extrem lange Review geschrieben. Warum nur? Wahrscheinlich weil ich dieses Album liebe und es für eine ganz große Entdeckung halte, denn sonst hätte ich mir nicht all die Stunden genommen, die dieses Album verdient, besprochen zu werden.
Wer wirklich auf der Suche nach besonderer Musik ist, der wird hier fündig werden!
Und was noch viel aufregender ist - gerade hat diese finnische Band ein neues Album heraus gebracht, das völlig anders klingt, aber mindestens genauso aufregend ist!
Gerade schreibe ich an der Kritik - und ...“
Und hier ist sie nun, die diesmal kürzere Kritik, denn im Vorgänger habe ich fast alles gesagt, was auch für dieses Album zutrifft. Und mein Kommentar trifft ebenso zu 100% auf „Voyager“ zu: „Ich liebe (auch) dieses Album. Es ist die gelungene Fortsetzung der ganz großen Entdeckung und genauso aufregend!“ Ich zumindest muss Kataya Dank dafür aussprechen, dass sie mich für alles entschädigen, was meine ganz großen Helden von damals heutzutage so verzapfen, egal, ob sie MIKE OLDFIELD, SBB, OMEGA, DAVID GILMOUR & ROGER WATERS oder TANGERINE DREAM heißen. Vergessen all das Leid, das solche Musiker über mich brachten, weil ich ihre neuen Platten (Am schlimmsten ist in diesem Falle OMEGA!) wirklich gerne haben wollte, aber, durch meine Hörerfahrungen aus der Vergangenheit, nicht gerne haben konnte, so sehr ich mich auch anstrengte!
Während Katyas 2008er Debüt uns von der Mystik und Tiefe der finnischen Wälder ihre instrumentale Geschichte erzählte, dreht sich ihr zweites, stärker elektronisch ausgerichtetes Album um eine wiederum mysteriöse Geschichte: eine Reise in eine andere Dimension mit dem geheimnisvollen „K“! Wieder mal ein Konzept, doch diesmal in insgesamt drei Kapitel unterteilt: Die Reise beginnt mit dem VORABEND, dem die UMKREISUNG folgt, der sich die RÜCKKEHR anschließt.
Ähnlich versucht auch die Musik ihre Geschichte zu erzählen. Sie beginnt mit THE EVE verhalten, ein wenig Neugier erweckend, etwas verwirrend. Was wohl besonders durch die psychedelischen Momente und die rückwärts laufenden Stimmen-Samplings, die an „Kid A“ von RADIOHEAD erinnern, erreicht wird.
Dann nimmt sie mit THE ECLIPSE an Tempo auf und steigert sich fast bis ins unermessliche. Sogar ein Erzähler, der dann zum Sänger wird und eine unheimlich angenehme, tiefe, warme Stimme hat, erscheint als „K“.
Melancholisch, aber zugleich sehr dynamisch geht mit THE RETURN die Reise dann zuende und wir fühlen uns bei „Homebound“ gleich in die frühen Zeiten von PINK FLOYD versetzt – also solche Songs wie „Green Is The Colour“, „Cymbaline“ oder „Remeber A Day“, die nach kurzer Zeit in die psychedelische Schiene übergehen und uns ihre „Echoes“ entgegenschleudern. „Golden Tale“ wiederum lässt Erinnerungen an STEVE HACKETT oder THE ENID wach werden. Die Musik ist einfach für so einen Typen wie mich, der mit einem traurigen Blick in die Art-Psychedelic-Prog-Rock-Vergangenheit zurückschaut, zu schön um wahr zu sein. Aber ich halte diese Digi-Pack doch tatsächlich in der Hand und die Musik darauf ist noch nicht einmal ein paar Monate alt.
Leider gibt es kein Booklet zum Album, in dem die Geschichte ein wenig illustriert wird. Und auch die Laufzeit könnte gerne ein wenig länger als 47 Minuten sein. Unter diesen Bedingungen hätte ich wohl eine 15 erteilt. Zwei Dinge eben, die mich stören und für die ich auch jeweils einen Punkt abziehe. Trotzdem ist „Voyager“ ein Meisterwerk geworden!
FAZIT: Zwei kleine Meisterwerke hintereinander. Geschaffen von der finnischen Band KATAYA, die musikalische Geschichten erzählen, welche uns an die frühen Großtaten solcher Legenden wie MIKE OLDFIELD, SBB, PINK FLOYD oder GENESIS erinnern!
Punkte: 13/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 07.02.2011
Sami Sarhamaa, Teiko Tikkanen
Sami Sarhamaa, Teiko Tikkanen
Matti Kervinen, Sami Sarhamaa, Teiko Tikkanen
Sami Sarhamaa, Teiko Tikkanen
Nordic Notes / Presence Records
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10.12.2010