Fast zeitgleich mit seiner Ex-Band veröffentlicht der frühere Keyboarder und Gitarrist von URIAH HEEP auch mal wieder ein neues Soloalbum. Dass darauf auch 30 Jahre nach seinem dortigen Ausstieg noch einige Trademarks der Hardrocklegende, die er entscheidend mitgeprägt hat, zu finden sind, ist auch dieses Mal nicht verwunderlich und auch durchaus wünschenswert. Das sehr getragene und mit fast 7 Minuten bereits recht lange "Set Me Free (From Yesterday)" als Eröffnungsnummer ist mit seinen eingebundenen Hammondsounds dafür bereits ein gutes Beispiel, welches zudem in der zweiten Songhälfte noch mit einem geilen Solopart der Gitarre begeistern kann. Das fast ebenso lange "The Curse" ist danach fast mehr DEEP PURPLE als URIAH HEEP, das auch Ian Gillan wunderbar hätte singen können. Erst hochmelodisch, dann schleppend, dafür wieder mit langem Gitarrenteil. Vielleicht etwas zu ausführlich, aber dennoch ebenfalls ein toller Song.
In der Folge setzt der Engländer, der hier erstmals mit seiner norwegischen Liveband im Studio war, dann aber vermehrt auf zahmen und unscheinbaren Melodic Rock. Nach feiner GARY MOORE-Gitarre zur Einleitung schleppt sich "I Cry Alone" traurig-sanft dahin und ist damit nur ein Vorbote weiterer und unterm Strich zu vieler balladesker bzw. gesellschaftstauglicher Songs.
Klar: "Katrine" ist noch mal ein hammondschwerer Breitwandhardrocker und "Faster" tatsächlich ein recht schneller, wenn auch hochmelodischer Ohrenschmeichler. Aber "Slippin' Away (The Lover’s Curse)" geht locker als 'Wir-grüßen-die-Oma-zum-Achtzigsten-Erbschleicher-Radiosong' durch. Und wenn nicht ab und an die Gitarre hervortreten würde, dann würde auch Songs wie "(At) The Last Minute" oder "Somewhere (In Paradise)" fast jegliches Hardrockelement fehlen. Die Gesangsharmonien sind einfach zu schwülstig.
Dazwischen erinnert "The End Of Never" vom Vers noch recht angenehm etwas an den BILLY JOEL-Hit "We Didn't Start The Fire", und der Abschluss mit dem kernigen "Fill Your Head (With Rock)" als beschwingter Ohrwurm, der gute Laune heraufbeschwört, fällt auch äußerst versöhnlich aus.
FAZIT: Sehr wechselhaft. Trotz einiger wirklich guter Songs, die man als Fan unbedingt gehört haben sollte, ist die Scheibe insgesamt ganz schön harmlos ausgefallen und zu großen Teilen eher 'slow" als 'fast'. Klar konnte Ken Hensley schon immer speziell auch mit gefühlsbetonten Nummern punkten, nur fehlt es denen diesmal zu häufig an Tiefe. Aber wie gesagt: Die erste Albumhälfte lohnt sich definitiv.
Punkte: 8/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 17.05.2011
Sid Ringsby
Ken Hensley, Eirikur Hauksson
Ken Hensley, Ken Ingwersen
Ken Hensley
Tom Arne Fossheim
earMUSIC/Edel
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20.05.2011