Kurz vor Veröffentlichung des dritten LAHANNYA-Albums im Oktober 2011 wird nochmal die Werbetrommel für die vorherige Veröffentlichung gerührt. Die heißt "Scavenger", besteht aus einer CD mit sechs Songs und einer DVD mit dem Mitschnitt des Auftritts beim Metal Female Voices Fest VII im Jahre 2009 und erschien bereits im Januar diesen Jahres im Digipak.
Für Nicht-Eingeweihte: LAHANNYA ist eine britische Sängerin (die charakteristische blaue Frisur hat man bestimmt schon in den Szenemagazinen gesehen), die gemeinsam mit Lutz Demmler (UMBRA ET IMAGO) die nach ihr benannte Band aus der Taufe gehoben hat; mit dabei ist auch Gitarrist Christopher Milden, den man von NFD kennen könnte. Musikalisch macht man ganz ordentlichen Gothic Rock, der hauptsächlich von LAHANNYAs warmer Stimme in mittleren Lagen lebt und stilistisch nicht weit von dem entfernt ist, was man von den Frankfurter Düsterrockern ASP kennt.
Auf "Scavenger" finden sich zwei Songs vom kommenden Album "Dystopia", der Titeltrack ist eine passable, rockende Nummer mit guter Gitarrenarbeit, nur zündet der Refrain nicht so gut, wie man es aus dem Verlauf des Songs vielleicht erwartet hätte. Langsamer, düsterer und mit deutlich mehr Tiefgang ertönt "Beautfiul Wasteland", das auch deutlich stärker als der Opener ist. Die vier Livesongs vom Essen Original in 2010 haben eine recht gute Soundqualität, dabei ist "No Tomorrow" ein vergleichsweise schwacher Song, da er einfach zu simpel arrangiert ist. Besser kommt "Charade" mit seinem Drum'n'Bass-Rhythmus und den starken elektronischen Melodien daher, im Refrain wird es flotter und letztlich ist die Nummer eine der stärksten auf der Veröffentlichung. Das düster-schwere "Kill Me If You Care" geht in Ordnung, "Silent Victim" ist rockiger, aber auch ganz ordentlich.
Auf der DVD gibt es als Bonus einen 35-minütigen Live-Mitschnitt, der mit gutem Sound und passabler Bildqualität letztlich eher etwas für die Fans der Band ist. Wer auf schlanke Damen im hautengen Lederoutfit steht, kommt hierbei auch auf seine Kosten, musikalisch ist das Gebotene durchaus annehmbar. Das ist allerdings auch ein bisschen das Problem an LAHANNYA und ihrer Musik (die komplett aus der Feder von Lutz Demmler stammt): das ist alles ganz ordentlich in Szene gesetzt und gibt wenig Anlass zur Klage, mitreißend geht aber auch anders. Und im Gegensatz zu anderen Acts aus dem Genre, hier denke man besonders an ASP, können LAHANNYA auch nicht wirklich polarisieren.
FAZIT: Für Fans sicherlich eine nette Angelegenheit, ansonsten keine zwingende Veröffentlichung.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 16.08.2011
Lutz Demmler
Lahannya
Christopher Milden, Lutz Demmler
Lutz Demmler
Lars Nippa
Kabuki/Al!ve
27:31 + 35:00
14.01.2011