"Zeitmaschine" ist kein neues Studioalbum von LEICHENWETTER. Viel mehr ist es eine Art Retrospektive früheren Schaffens. Auf "Zeitmaschine" werden 14 ältere Songs in ein neues, modernes Gewand gekleidet. Lediglich ein einziger Track ("Die Zeit geht nicht") ist brandneu. Lyrisch werden – wie man es von der Band kennt – Gedichte und Texte deutscher Lyriker auf charakteristische Art und Weise vertont.
Wie man auf "Zeitmaschine" feststellen kann, haben LEICHENWETTER schon früher qualitativ hochwertig komponiert. Obgleich ich nicht der große Freund von Musik mit leichtem NDH-Einschlag bin, muss ich sagen, dass praktisch jeder Song zündet. Durch eine druckvollere Produktion und teilweise orchestralere Arrangierung der Songs, treten meines Erachtens die Gothic-Elemente weitaus mehr in den Vordergrund, und das steht den Kompositionen gut zu Gesicht.
Diese erweiterte symphonische Ausrichtung steigert insgesamt auch die Dramaturgie mancher Stücke. Sie wirken noch emotionaler, ihre Tiefgründigkeit wird viel intensiver. Noch immer treten elektronische Elemente in Erscheinung, und bei mancher Komposition kann man den Einfluss der Neuen Deutschen Härte nicht verleugnen, doch in dieser orchestralen Darbietung schließen sich die einzelnen Inspirationen des Sounds besser zu einer musikalischen Einheit zusammen, die mit Gothic Metal am besten umschrieben ist. Das ist zumindest meine bescheidene Meinung.
Es ist gar nicht einfach, auf "Zeitmaschine" spezielle Stücke zu empfehlen, da eben solch ein durchgehend hohes Songwriting-Niveau gehalten wird. Letztendlich gefallen mir "Und die Hörner des Sommers verstummen...", "Im Nebel", "Allerseelen", "Verführer" und "Sehnsucht" noch ein wenig besser als der Rest, aber das wird von Hörer zu Hörer sehr variieren. Dieses Album ist aber grundsätzlich allen zu empfehlen, die auf vielschichtig-tiefsinnigen Gothic Metal mit kantigen Riffs, deutschen Texten und orchsestraler Umrahmung stehen.
FAZIT: "Zeitmaschine" wird seinem Titel gerecht und ist eine gelungene Retrospektive der deutschen Gothic-Institution mit interessanter Runderneuerung alter Stücke. Diese quasi-Best-of kann man sich sogar zu Gemüte führen, wenn man schon die früheren Werke im Schrank hat. Und wem die inzwischen schwierig zu bekommenden Alben in der Sammlung ohnehin noch fehlen, darf sich über dieses Release besonders freuen.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 16.05.2011
Lord Hur
Numen
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Echozone
65:29
06.05.2011