Es fällt nicht leicht, das Debüt des kanadischen Quartetts rund um Sänger Mike Petkau Falk in Schriftform zu umreißen, denn von Wave über Pop, Indie, Folk und Americana bis hin zu Singer/Songwriter-Stoff finden sich in den neun Songs jeweils reichlich Elemente – mal mehr von diesem, mal weniger, mal so, mal anders, aber stets von einem Schildkrötenpanzer aus dominierender Individualität geschützt.
LES JUPES sind eine Band der Widersprüche – einerseits gehen die Stücke verdammt geschmeidig ins Ohr, andererseits sind sie sehr episch ausgelegt. Auch hinsichtlich der Atmosphäre existieren diese Reibungspunkte: Ist ein Stück wie „A Caveman Returns Home To Find The Fire Has Gone Out“ zumindest in der ersten Hälfte melancholisch und düster, gesellt sich das genaue Gegenteil im weiteren Songverlauf hinzu. Im vorhergehenden Track „Someone Lit A Fire Under Khrushchev“ geht diese Düsternis fast schon mit einer gewissen Fröhlichkeit Hand in Hand.
„Modern Myths“ glänzt durch Vielschichtigkeit, feinsinnige Instrumentierung und verflucht intelligentes Songwriting, wobei die pralle Produktion die Tiefe und die geheimnisvolle Stimmung noch gehörig intensiviert. Der glitzernde Diamant auf der Spitze ist jedoch Falks tieffrequente Stimme, die einem das Gefühl von Geborgenheit gibt – so wie vor der Ankunft auf der Welt: im mütterlichen Uterus, zuverlässig versorgt und warm eingehüllt. Vage Fingerzeige mögen vielleicht Pete Steele (TYPE O NEGATIVE), LEONARD COHEN, TOM WAITS, MICHAEL GIRA und Troy Mighty (DEAD WESTERN) sein, letztendlich taugen sie aber lediglich als ein Schuss, der die Zielscheibe knapp verfehlt und im Blauen landet.
FAZIT: Welchem Genre LES JUPES auch immer angehören mögen, so dürften sie aus qualitativer Sicht in egal welchem jeweils im oberen Viertel zu verorten sein.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 02.10.2011
David Schellenberg, Kelly Beaton, Adam Klassen, Michael Petkau Falk
The Instrument Village
47:35
02.09.2011