Hatten LIFELOVER 2008 ihre musikalische Vision vom Suizid und des menschlichen Scheiterns mit „Konkurs“ zur Perfektion gebracht, muss man nach dem Hören des aktuellen Releases leider schon von der Überschreitung des Zenits sprechen. Was die Jungs mit ihrem „Prophecy“-Erstling abliefern, liegt deutlich hinter allen bisherigen Releases zurück. „Sjukdom“ knüpft aber genau dort an, wo der Vorgänger endete – ein Erfolgskonzept, mit dem man eigentlich gar nichts verkehrt machen kann...
Weit gefehlt, denn „Sjukdom“ hat nicht halb die Klasse seines Vorgängers, sondern kopiert sich selbst derart offensichtlich, dass man sich ernsthaft nach dem Sinn fragen muss. Die Schweden sind keineswegs so krank, wie sie alle glauben machen möchten. Das aktuelle Output ist sehr durchdacht und zielt genau auf den Zahn der Zeit, mit welchem man sich derzeit gut verkauft. Musikalisch gesehen dagegen ist „Sjukdom“ ernüchternd und minimalistisch: einfache Riffs mit Kindergarten-Keyboard-Parts gespickt, dazu ein einfallslos programmierter Drumcomputer, der nach dem zweiten Song nur noch nervt. Das Ganze mit den krassen Vocals garniert und fertig ist das neue LIFELOVER–Erfolgsalbum.
Schade, denn „Sjukdom“ wirkt unfertig und lieblos dahingerotzt. Halbgare Kompositionen können keinem der letzten Alben das Wasser reichen und man muss sich wirklich fragen, warum man viele der Riffs bis ins unermessliche derart aufblähen musste, um hier fast eine Stunde LIFELOVER vollzukriegen. Erstaunlich, dass die Band ganze drei Jahre gebraucht hat, um ein derart uninspiriertes, hitfreies Album zu schreiben und aufzunehmen. Wo sind nur die genialen Nummern wie 'Cancertid', 'Spiken I Kistan' oder 'Shallow' geblieben?
FAZIT: LIFELOVER innovieren auf ihrem neuen Album kein Stück, sondern wiegen sich ausschließlich in Sicherheit. „Sjukdom“ ist ein hässlicher Spiegel von Minimalismus, Stagnation und Selbstkopie, mit dem die Band genau das abliefert, was man von ihnen verlangt. Nur drei Klassen schlechter als bisher. Abgerundet wird das ganze Elend durch die selten beknackte Limited Edition mit Stacheldraht, Rasierklinge und Spritze. Der Suizid-Trend hat hier seinen traurigen Höhepunkt erreicht. Kinder, geht kaufen!
Punkte: 7/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 09.02.2011
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Prophecy
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14.02.2011