Robin Stapps von THE OCEAN hat dieses Australier produziert und bringt ihren den Bandnamen übersetzenden Langspieler auf seinem eigenen Label heraus. Als hätte man es erwarten können, lassen sich LO! als abgespeckte Version der Band ihres Befürworters bezeichnen, so man kurz greifen will.
Nach dem Intro (ähnlich entbehrlich wie die Zwischenspiele "Doth" und "Seraphim" - Tiefgründigkeit und Stimmungserzeugung hin oder her) unterstreicht "Deluge (Carnivorous Flux)" diesen Eindruck vehement: Post-Hardcore mit schwerfälligen, nicht undoomigen Riffs, aber auch allerlei schrägen Zwischentönen, die man von den ganz frühen MASTODON kannte, Wenn die Vocals bisweilen auch im ungenießbaren Niemandsland zwischen "Ich will kotzen" und "Ich muss verständlich bleiben" rangieren, agiert das Quartett nie zerfahren und so manisch wie die Urväter CONVERGE, deren Fans sich prinzipiell angesprochen fühlen dürfen. "Bastion" andererseits groovt zeitweilig richtiggehend rockig und hätte auch auf eine der frühen SEPULTURA-Scheiben mit Monsieur Greene gepasst.
"Hued Tarantula" wurde sehr luftig arrangiert und fußt mitunter nur auf Bass, Drums und sachte angeschlagenen Akkorden nebst Flüstern. Diesem längsten Stück steht "Aye, Commodore" gegenüber, ein Spiel mit den Gegensätzen Speed und Druck einer- sowie fast epischem Schwelgen andererseits - zum Niederknien oder wenigstens Hinhören gereichen die Klampfenmotive am Ende des Stückes. "Indigo Division" legt in Sachen Abgründigkeit noch eine Schippe drauf, wobei man insbesondere den ausdrucksstarken, aufrichtig angepissten Gesang sowie das fintenreiche Drumming hervorheben darf. "Moira Kindle" überrascht mit überzeugend melodischen Spritzern auch hinterm Mikro. LO! klingen hier gelöst, ohne sich einen Bruch zu heben.
Die Songs der Gruppe leben vor allem als geschlossenes Werk, wirken allerdings auch einzeln nicht unschlüssig - bloß sollte man keine offensichtlichen Häppchen erwarten. Bei überschaubarer Spielzeit bietet sich "Lo and Behold" somit trefflich zum Erschließen an, so man auf Nachgeburten steht, die sich NEUROSIS ungewollt aus dem Kreuz geleiert haben.
FAZIT: LO! aus Sydney haben mit ihrem Debüt eine keinesfalls oberflächliche Postcore-Scheibe eingespielt, die zwar vorerst nur leidlich eigenständig klingt, aber von ehrlichen Emotionen, bedachtem Songwriting und inhaltlicher Ernsthaftigkeit zeugt. Genrefrans hören rein.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 29.09.2011
Carl Whitbread, Adrian Shapiro, Adrian Griffin, Jamie-Leigh Smith
Pelagic / Cargo
39:11
30.09.2011