Zugegeben, der Bandname LOLITA KOMPLEX ist ein bisschen effektheischend, im Zusammenspiel mit der vom Label ausgegebenen Kategorisierung Gothic-Lolita-Metal-Rock-Cabaret weckt das Debütalbum dieser österreichischen Formation trotzdem Interesse. Die gemeinsamen Vorlieben für Musk, Japan, Kabarett, Kunst und Extravaganz hat zur Gründung der Band geführt und dementsprechend sieht man sich als Gesamtkunstwerk, inklusive der dazugehörigen Visual Kei-Optik.
Und dann? Viel Lärm um so gut wie nichts, denn musikalisch entpuppen sich LOLITA KOMPLEX als stümperhafte Langeweiler. Aus der Genrebezeichnung kann man das "Cabaret" dann auch getrost streichen, denn die entsprechende Musik findet sich auf dem Album noch nicht mal ansatzweise, auch die Atmosphäre ist zu keiner Zeit kabarettistisch. Und auch über "Lolita" lässt sich streiten. Mag ja sein, dass die "blutjunge Halbasiatin" Nana von so manchem als "Vorzeige-Lolita" angesehen wird, ihre Gesangsdarbietung ist dummerweise stimmlich dünn und nicht sonderlich verführerisch. Was bleibt also? Gothic, Rock und Metal. Was die Sache nicht besser macht.
Denn mit schrammeligen Riffs ohne jegliches Gespür für Songdienlichkeit und ohne Wiederkennungswert langweilen die beiden Saitenzupfer über die gesamte Spielzeit von unerträglich lang wirkenden 55 Minuten. Denn eigentlich ist man nach fünf Songs schon restlos bedient und erwartet keine qualitative Steigerung mehr - die sich natürlich auch nicht einstellt. Nicht minder lahmarschig bedient der Drummer sein Instrument und man wundert sich wirklich, mit wie wenig Können man ein ganzes Album einspielen kann. Dazu passt auch, dass das Songwriting abgesehen von den spielerischen Schwächen ebenso simpel und belanglos geworden ist und jegliche Raffinesse vermissen lässt. Hier und da ist man zwar um eingängige Refrains bemüht, doch auch die sind so einfallslos, dass sie zum rechten Ohr reingehen und das Gedächtnis umgehend aus dem linken Ohr wieder verlassen. Das einzige, was bei LOLITA KOMPLEX nicht ganz schlecht ist, ist der Gesang von Sänger Eve Evangel, dessen recht typische Gothic Rock-Stimme in ihren besseren Momenten an Jörg "Yorck" Eysel (LOVE LIKE BLOOD) erinnert.
FAZIT: Fans von J-Rock, Anhänger des Visual Kei-Hypes sowie JESUS ON EXTASY-Hörer dürfen ein Ohr riskieren, alle anderen sollten sich von diesem amateurhaften Blender fern halten.
Punkte: 4/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 06.07.2011
Gyn
Eve Evangel, Nana Evangel
Dushi, Emil
Kabel
Echozone / Neo / Sony Music
55:28
20.05.2011