Das zweite Album dieser beiden Artisten ist bereits ein älterer Hut, allerdings weiterhin stichhaltig, wie es gute Musik zu allen Zeiten sein sollte. "Somewhere" lässt sich tatsächlich nirgendwo konkret einordnen, doch unoriginell und unspektakulär sind bei M&A keine Schandvokabeln: Alterna-Singer-Songwriter-Chemnitzer-Allerlei …
"Somebody's Me" ist ein wirbelnder acoustic-only-Opener, dem sich das zuerst verhaltene, dann Klangwälle bis zum elektrifizierten Solo aufbauende "Blue Girl" trefflich anschließt. Mit "Dustman" beziehungsweise dessen grungiger Schlagseite sowie der Pianoballade im Anschluss ist das stilistische Feld soweit abgesteckt. Die Stille des Titelstücks bricht "After The Storm" verhalten auf, und man gelangt zu der Vermutung, dass es Hoffmann und Mikolai, so die beiden Nachnamen der Herren, kaum um Eklektizismus und zum Misslingen verurteilte Experimente geht; sie treiben kein Schindluder mit dem Erwarteten, erfüllen also Hörgewohnheiten ohne sich anzubiedern. Das umfasst ebenso ein Nachsinnen über die großen und kleinen Fragen des Lebens wie auch musikalisch gesehen klassische Liedermacher-Gesten der Marke "Don't Know Why".
Aufregender, wenngleich stimmungsmäßig durchweg angenehm unaufgeregt, muten breiter arrangierte Tracks wie das orgelige "Homeless" an. "Rogue" zuckelt gar tänzerisch durch die Indie-Disse, und "Morning Train" geht gleichfalls als ziemlich abwechslungsreiche Schote durch. "Familiar Suspense" scheint zunächst einer von zu vielen Leisetretern zu sein, schwingt sich dann jedoch zu einer postrockigen Nebelmaschine auf - inklusive "Oh-oh"-Bekundungen. Bleiben von "Dream" dann zwar nur die rauschenden Wellen in Erinnerung, kaba-rettet das verabschiedende "Goodbye" (inklusive Dancefloor-Ulk im Anschluss) die Scheibe vor allzu bemühter Tiefsinnigkeit. M&A hatten Spaß beim Ersinnen und tun dies hoffentlich auch weiterhin; Klanghollywood mögen andere machen …
FAZIT: Miki und Alex reichen mit "Somewhere" ein liebevoll ersonnenes Album ohne Kalkül, dafür aber voller alternativ rockender und vor allem leiser Töne ein. Dabei gelingen ihnen eine Menge eingängiger Tracks mit trivialen bis subjektiv wichtigen Texten, was insgesamt keine neue Revolution vom Zaun bricht, dessen ungeachtet jedoch für eine stimmungsvolle Do-It-Yourself-Angelegenheit sorgt. Hmmm … Ambivalenz - merkt ihr's?
Punkte: 8/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 23.06.2011
Phillipp Just
Miki, Alex
Miki, Alex
Miki
Tim Nowack
Pablizity
50:05
09.12.2009