Acht Mann stark sind MANDRAKE PROJECT, doch nicht nur aufgrund dessen dürfen sie sich zurecht mit JAGA JAZZIST oder diversen kanadischen Vielköpflern vergleichen lassen: "Transitions" ist spartenunfreundlicher Indie- bis Progrock.
Mutet der Titelsong noch wie ein Intro an, kann das eigentlich noch kürzere "We Are You" gewisse Kunstpop-Dünkel nicht verhehlen. Die frühen JAPAN klangen nicht gänzlich anders, allerdings eingängiger, während bei diesen Amerikanern der Stimmung - einer kontemplativen bis positiv erhebenden - der Hauptfokus gilt, wofür vor allem "In Love" und "Black Bag" stehen, letzteres auch mit Hinblick auf die Herkunft der Gruppe: Die weite Unberührtheit der Steppen des US-Südens zieht vorm geistigen Auge auf, wie man dem Oktett ohnehin ein immens bildhaftes Moment nicht absprechen kann.
Dass die Tracks dabei allesamt kompakt ausfallen, ist umso besser, denn so lässt sich "Transitions" gleichermaßen am Stück wie in geringen Dosen goutieren, wobei alle 13 Tracks für sich selbst stehen können. Dass Steven Wilson diese Musik gefällt, glaubt man dem Label sofort, weil dieser sich mit BLACKFIELD oder solo gar nicht so unweit von MANDRAKE PROJECT bewegt, letztlich vielleicht einen Tick eingängiger. Instrumentales wie "Temptress" oder das Klingklang von "The Old Is New" lassen auch den Promoquark von wegen ELBOW vertonten einen David-Lynch-Streifen nicht unsinnig erscheinen. Dieser müsste sich für "Diabolique" im nahöstlichen Kulturkreis abspielen, während "Wide Open" wieder in die einheimische Wüste schwenkt und dabei nicht einmal nur sanfte Töne findet.
Sperrig sind MANDRAKE PROJECT also mitnichten, genauso wenig aber leicht erschließbar. Vorab darf man in "Given Away" reinhören, das sich als herzerweichende Ballade mit zerbrechlichen Vocals empfiehlt und frühste GENESIS aufziehen lässt - zumindest subjektiv beim Rezensenten. Wenn man mit dem Titel "Sang För Min Fru" nach Skandinavien schielt, schließt sich der Kreis: MANDRAKE PROJECT klingen europäisch und doch kosmopolitisch, weil sie in der Breite denken und dies im Kleinen ausdrücken, was sie umso nahbarer macht. Folglich klingt auch ihr Entwurf von uramerikanischer "Providence" eher gebrochen als borniert engstirnig.
FAZIT: "Transitions" bietet zahlreiche ebensolche, sowohl stilistisch unter assoziativen Gesichtspunkten ("klingt wie" oder "steht im Geiste von") als auch rein musikalisch. MANDRAKE PROJECT fließen vornehmlich leise und artpoppig ins Ohr, und wenn man nicht genau hinhört, plätschern sie wieder heraus. Ein possierliches, aber dennoch nicht einfach nebenbei genießbares Album.
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 03.09.2011
Rick Nelson, Anthony Pecora
John Schisler
Kirk Salopek, Ryan Meals
Dennis Karl, David Chapman Jamison, Rick Nelson
David Chapman Jamison
Rick Nelson (strings), Ben Zerbe, David Chapman Jamison (percussion)
Glassville / Alive
51:13
16.08.2011